EinstiegsqualifizierungAnlauf zum Traumberuf Bestatterin
Isabella Greitmann will Bestatterin werden, seit sie 13 Jahre alt ist. Doch das ist gar nicht so einfach: Auf viele Interessenten kommen nur sehr wenige Ausbildungsbetriebe. Beworben hat sich die 22-Jährige aus Tübingen schließlich bei Ursula Koch, Bestatterin im Landkreis Tuttlingen. Als Ursula Koch von Greitmanns kleiner Tochter erfuhr, zögerte sie: „Eine Vollzeitausbildung mit Baby, das wollte ich einer jungen Mutter eigentlich nicht zumuten. Andererseits beeindruckte mich sehr, dass Frau Greitmann diesen Beruf unbedingt erlernen will.“ Einen Ausweg aus dem Dilemma brachte ein Berater der Arbeitsagentur ins Spiel: eine Einstiegsqualifzierung im Teilzeitmodell.
Die Einstiegsqualifizierung (EQ) ist ein Angebot der Bundesagentur für Arbeit. Es ist gedacht für Menschen, die keinen regulären Ausbildungsplatz gefunden haben. Das kann daran liegen, dass sie lernbeeinträchtigt oder sozial benachteiligt sind, nach Deutschland flüchten mussten oder aus anderen Gründen die Voraussetzungen für eine Ausbildung nicht erfüllen. Das sechs- bis zwölfmonatige Langzeitpraktikum im Betrieb soll dann die Grundlagen für die berufliche Ausbildung schaffen. Denn auf einen Ausbildungsvertrag soll die EQ im besten Fall hinauslaufen.
Auch für junge Mütter, die es auf dem Arbeitsmarkt sonst schwer haben, ist die EQ eine Chance: „Das sind noch einmal drei bis vier Stunden weniger Arbeit pro Woche als bei einer regulären Ausbildung in Teilzeit, und diese Zeit brauche ich einfach für die Kinderbetreuung“, sagt Isabella Greitmann.
Doch nicht nur für die Auszubildenden in spe, auch für die Betriebe hat das Modell Vorteile: Sie können von der Agentur für Arbeit oder vom Jobcenter monatlich bis zu 247 Euro Zuschuss zur Vergütung erhalten. Auch die Fahrtkostenpauschale kann übernommen werden.
Gebrauch machen von dieser Möglichkeit allerdings noch recht wenige Handwerksunternehmen: Insgesamt 22 EQ-Verträge wurden in diesem Jahr im Kammerbezirk Konstanz abgeschlossen, davon viele im Friseurhandwerk und mit Geflüchteten. Für sie besteht in einigen Landkreisen die Möglichkeit, im Rahmen der EQ auch einen Sprachkurs zu absolvieren.
Miriam Braun kann die Einstiegsqualifizierung aber auch in anderen Gewerken und mit anderen Zielgruppen empfehlen: „Mit der Einstiegsqualifizierung erhalten junge Menschen die Chance auf einen späteren Ausbildungsplatz, und Arbeitgeber werden finanziell nicht belastet“, sagt die Ausbildungsexpertin der Handwerkskammer. Interessierten Betrieben stehen sie und ihre Kollegen mit Rat und Tat zur Seite. Sie setzte auch gemeinsam mit Koch und Greitmann den EQ-Vertrag auf. „Zum Glück hat uns Frau Braun geholfen, denn sonst hätte ich mich im Behörden-Dschungel bestimmt verlaufen“, gesteht Ursula Koch.
Isabella Greitmanns EQ-Vertrag läuft noch bis 31. August 2021. Danach hofft sie, mit der Ausbildung loslegen zu können. Ohnehin fühlt sie sich schon wie im ersten Lehrjahr – schließlich besucht sie auch die Berufsschule und kann sich das EQ-Jahr dann auf die Ausbildung anrechnen lassen. „Die EQ ist das Beste, was mir passieren konnte“, findet die junge Mutter und betont: „Man ist im Unternehmen schließlich nicht weniger wert ohne Ausbildungsvertrag.“
In sieben Schritten zur Einstiegsqualifizierung
- Bei der Agentur für Arbeit fragen, ob eine EQ im Betrieb förderfähig ist.
- Antrag auf Förderung von der Agentur für Arbeit bekommen.
- Mit dem Förderantrag zur Handwerkskammer gehen.
- Gemeinsam mit der Handwerkskammer einen EQ-Vertrag aufsetzen.
- Die Handwerkskammer meldet der Agentur für Arbeit, dass der EQ-Vertrag eingetragen ist.
- Die Agentur für Arbeit entscheidet über die Förderung.
- Es kann losgehen.
Weitere Informationen geben die Ausbildungsberater der Handwerkskammer Konstanz und die Agentur für Arbeit. Ansprechpartner für Geflüchtete ist Kümmerer Baris Abak.