Arbeiten in der Karibik: Vor der Küste von St. Vincent zieht Lukas Eckelmann einen alten Motor aus dem Meer. Da neue Ersatzteile auf der Karibikinsel rar sind, wird er in seine Einzelteile zerlegt. Diese wiederum können bei künftigen Reparaturen eingesetzt werden.
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Arbeiten in der Karibik: Vor der Küste von St. Vincent zieht Lukas Eckelmann einen alten Motor aus dem Meer. Da neue Ersatzteile auf der Karibikinsel rar sind, wird er in seine Einzelteile zerlegt. Diese wiederum können bei künftigen Reparaturen eingesetzt werden.

Auslandspraktikum in der KaribikArbeiten im Paradies

Warmer Sand unter den Füßen, Reggaemusik im Ohr und ein Schuss Benzin zur Reinigung der Hände nach der Arbeit am öligen Motor - der Arbeitsalltag, den Lukas Eckelmann acht Wochen in der Karibik erleben durfte, unterschied sich grundlegend von seiner Arbeit in Deutschland. „Nicht nur das Tempo ist einfach viel entspannter“, resümiert der 23-Jährige, „auch die Arbeitsweise war in der Karibik eine andere.“ So bemerkte Lukas Eckelmann schnell, wie sehr ihn seine Ausbildung zum Bootsbauer in Radolfzell am Bodensee bereits geprägt hat: „Mir ist die Sauberkeit am Arbeitsplatz sehr wichtig“, sagt er. Während seine Kollegen auf den Antillen die Bootsmotoren häufig am Strand auseinandernahmen und dabei sämtliche Schrauben im Sand landeten, breitete er stets ein sauberes Handtuch als Arbeitsuntersatz aus. „Ich bin da schon ein wenig penibel“, schiebt er grinsend hinterher.


Von A wie Anfrage bis Z wie Zeugnis: Bei Isolde Fröhlich laufen die Fäden eines Sechs-Mann-Familienbetriebes zusammen. Als Vorsitzende des Tuttlinger Arbeitskreises der Unternehmerfrauen gibt sie ihre Erfahrungen weiter und setzt praxisnahes Wissen aufs Programm.
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Von A wie Anfrage bis Z wie Zeugnis: Bei Isolde Fröhlich laufen die Fäden eines Sechs-Mann-Familienbetriebes zusammen. Als Vorsitzende des Tuttlinger Arbeitskreises der Unternehmerfrauen gibt sie ihre Erfahrungen weiter und setzt praxisnahes Wissen aufs Programm.





Praxis im Handwerk

Nach seinem Abitur wollte Lukas Eckelmann zunächst Schiffstechnik studieren – bis er sich eingehend mit den Studieninhalten befasst hatte. Danach entschied er sich für eine Ausbildung zum Bootsbauer mit Fachrichtung Technik. „Es war mir wichtig, von Anfang an möglichst praxisnah zu arbeiten“, betont er. Bei Yachttechnik Eisler in Radolfzell fand er vor drei Jahren schließlich eine Lehrstelle. Bereut hat er seine Entscheidung für eine handwerkliche Ausbildung zu keiner Zeit: „Während der Ausbildung habe ich so viele Dinge gesehen, die in der reinen Theorie kaum zu begreifen wären“, sagt Lukas Eckelmann. Dennoch wuchs in ihm der Wunsch, beruflich über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Gemeinsam mit seinem Vorgesetzten entwickelte er den Plan eines Auslandspraktikums – acht Wochen sollte es dauern. Im Internet recherchierte Eckelmann nach möglichen Betrieben in der Karibik. Denn während eines Urlaubs im Jahr 2016 hatte er bereits zwei Wochen in einem Betrieb in Trinidad mitgearbeitet und war begeistert von der Mentalität seiner Kollegen. Nicht weit von Trinidad entfernt – im Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen – fand Eckelmann schließlich einen Betrieb, der ihm ein zweimonatiges unbezahltes Praktikum anbot.



Handwerkskammer unterstützt

Auslandspraktika im Handwerk sind längst keine Ausnahme mehr, weiß Susanne Hillan von der Handwerkskammer Konstanz. „Immer mehr Auszubildende interessieren sich für einen Aufenthalt im Ausland und nutzen die Chance, dies im Rahmen einer Ausbildung umzusetzen“, sagt die Ausbildungsberaterin. Bei der Suche nach einem passenden Betrieb für ein Auslandspraktikum bietet die Handwerkskammer tatkräftige Unterstützung an - von der Vermittlung eines Praktikums bis hin zur Umsetzung. „Wir machen alles möglich“, sagt Susanne Hillan, „egal, ob in Kreuzlingen, Dornbirn oder eben auf den Antillen.“ Denn ein Austausch von Auszubildenden lohne sich nicht nur für die Azubis, sondern auch für Betriebe. Sie können langfristig Kooperationen mit Betrieben im Ausland aufbauen und dadurch ihre Ausbildung noch attraktiver gestalten.

Große Unterschiede

Zurück zu Lukas Eckelmann. Der 23-Jährige sammelte während seines Praktikums vielfältige neue Eindrücke. „Die Arbeit als Bootsbauer auf einer Karibikinsel ist natürlich kaum mit dem deutschen Handwerk zu vergleichen“, berichtet er. In der Region herrsche ein extrem hoher Fachkräftemangel, schon allein weil es in der Karibik keine Ausbildung zum Bootsbauer gebe. „Meine Kollegen waren teilweise als Automechaniker ausgebildet, teilweise hatten sie aber auch gar keine Ausbildung“, erzählt Eckelmann. Auch in Sachen Werkzeug und Material könnten die Unterschiede kaum größer sein: Während der junge Bootsbauer in Radolfzell regelmäßig Luxusyachten wartete und reparierte, musste er auf St. Vincent vor allem primitive Zweitaktmotoren ohne jegliche Elektronik instandsetzen. „Was ich dabei am meisten gelernt habe, ist das Improvisieren“, sagt Lukas Eckelmann. „Da wir keine neuen Ersatzteile hatten, haben wir immer mit Altteilen gearbeitet.“ Häufig habe er auch Dinge repariert, die in Deutschland längst auf dem Müll gelandet wären: Motoren mit defekter Kurbelwelle zum Beispiel. Sein eigenes Fachwissen habe er aber immer zurückgehalten. „Man gilt schnell als Besserwisser oder arroganter Europäer“, weiß Lukas Eckelmann. Denn der 23-Jährige kennt die Region gut. Seine Eltern wanderten aus beruflichen Gründen kurz nach seinem ersten Geburtstag von Hannover nach Barbados aus. Die Sommerferien verbrachte die Familie immer in Deutschland. Mit 18 Jahren packte Lukas Eckelmann seine Koffer, um alleine nach Deutschland zurückzukehren und dort ins Berufsleben zu starten.



Bodensee ist ein Highlight

Dass er hier eine Ausbildungsstelle am Bodensee bekommen hat, freut ihn besonders. „Als Bootsbauer ist der Bodensee ein echtes Highlight“, sagt Eckelmann, „denn dank des Süßwassers gibt es hier ungewöhnlich viele Oldtimer. Das habe sonst noch nirgends gesehen.“ Neben der Region schätze er auch das hohe Arbeitsniveau in seinem Ausbildungsbetrieb. Hier hat er sein Handwerk gut gelernt, davon ist er überzeugt. Doch Eckelmann will noch mehr lernen - und erleben. Deswegen wird er nach dem Abschluss seiner Ausbildung im Februar nach Gran Canaria reisen und von dort mit einem Segelboot den Atlantik überqueren. Im Herbst soll dann ein Studium der Schiffs- und Meerestechnik in Bremen folgen. „Dank der handwerklichen Ausbildung fühle ich mich nun gut gewappnet für das Studium“, so Eckelmann. Sein Traum wäre es, eines Tages in Trinidad Schiffe zu konstruieren. „Die Mentalität in der Karibik gefällt mir einfach“, sagt er, „und außerdem sind dort die bürokratischen Wege nicht ganz so lang wie in Deutschland.“

Portrait von Susanne Hillan

Susanne Hillan

Ausbildung und Prüfung
Ausbildungsberatung (Landkreis Konstanz)

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