Seilerhandwerk: Sophie Muffler und Martin Benz
Muffler
Haben sich auch auf dem Mittelaltermarkt in Huttwil bestens verstanden: Sophie Muffler und ihr Ausbilder auf Zeit Martin Benz.

AusbildungAuslandszeit als Bonbon für Azubis

Für viele Studenten sind Auslandssemester fester Bestandteil ihres Studiums. Dass auch Auszubildende im Handwerk in den Genuss von Auslandsaufenthalten während ihrer dualen Ausbildung kommen können, wissen nur wenige.

„Wir nutzen überwiegend das internationale Programm xchange, das von der Europäischen Union gefördert wird. Mit diesem Programm können die Auszubildenden ihre internationalen Berufskompetenzen durch grenzüberschreitendes Lernen wesentlich erweitern“, informiert Susanne Hillan, Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer. Die Organisation laufe über die Handwerkskammer.

Mit xchange, dem Austauschprogramm der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) und der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer, können Azubis ab zwei Wochen ihrer betrieblichen Ausbildung in der Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Italien oder im Elsass verbringen. Unterstützung bekommen sie von der Handwerkskammer bei der Suche der Austauschfirma, bei der Organisation und auch bei der Finanzierung. Ein Zertifikat bestätigt im Anschluss die erfolgreiche Teilnahme. Jeder Auszubildende, der das erste Lehrjahr abgeschlossen hat, darf mitmachen, unabhängig vom Beruf. Was genau die Lerninhalte während des Aufenthalts sind, wird überwiegend von den beiden Firmen vereinbart. Während des Auslandsaufenthalts bekommen die Azubis weiterhin ihre Ausbildungsvergütung. „Übernachtungskosten, Tagegeld sowie einmalige Hin- und Rückfahrt zum Austauschort werden anteilig übernommen“, informiert Susanne Hillan.

Auslandsaufenthalte seien nicht nur grundsätzlich möglich, da die Programmpartner alle das duale Berufsausbildungssystem umsetzen, sondern politisch auch gewollt. Die Dauer des Auslandsaufenthalts wird im Einzelfall mit allen Beteiligten abgestimmt. „Leider wurde das Programm durch Corona ziemlich ausgebremst. Ich hoffe, dass das Interesse wieder steigt, denn das ist eine gute Sache und sozusagen ein Bonbon für den Azubi“, sagt Hillan.

Wer eine Zeit im Ausland verbringe, der könne mal über den Tellerrand hinausblicken. Vor allem Schreiner oder Zimmerer würden xchange sehr gerne nutzen, „da es in Vorarlberg oder in Tirol natürlich hervorragende Holzhandwerker gibt“, so Hillan.

Für einen Betrieb brauche so ein Aufenthalt allerdings einige Vorlaufzeit, etwa drei bis sechs Monate. „Wir stehen den Betrieben hier gerne helfend zur Seite und unterstützen sie bei den Vorbereitungen“, informiert Susanne Hillan. „Wir haben Ansprechpartner, die die Azubis bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft unterstützen“.

Empfohlen wird ein Zeitraum von zwei bis vier Wochen. Häufig komme es auch vor, dass es einen Austausch der Azubis gebe. Über die Jahre seien zwischen manchen Betrieben auch schon Kooperationen entstanden.

Aber ist das Angebot für alle Azubis geeignet? „Eher für Leistungsstärkere“, empfiehlt Hillan. Für Betriebe sei das Angebot eines Auslandsaufenthaltes ein interessantes Werbeinstrument, um Auszubildende zu gewinnen.

Wer noch ein Stückchen weiter weg möchte, zum Beispiel nach Irland oder Spanien, für den empfiehlt sich das Programm Go.for.europe. Dieses Programm ist ein Gemeinschaftsprojekt des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT), des Industrie- und Handelskammertags und der Südwestmetall. Es richtet sich vor allem an Lehrlinge aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aller dualen Ausbildungsberufe und Gruppen.

„Auch Spezialwünsche können erfüllt werden“, verrät Susanne Hillan. So war ein Bootsbauer, der seine Ausbildung am Bodensee absolviert hat, beispielsweise einige Wochen in der Karibik. Die Möglichkeiten sind hier vielfältig.