KatastrophenschutzübungBestatter unterstützen Katastrophenschutz
Bei einer großangelegten EU-weiten Katastrophenschutzübung, der „Magnitude“, war erstmals die Berufsgruppe der Bestatter vor Ort.
Ein Erdbeben erschüttert die Städte, ein Tornado zieht über das Land, Hochwasser reißt ganze Brücken mit sich. Solche Szenarien mögen uns aus Filmen bekannt vorkommen, doch ab und zu werden sie bittere Realität. Gut, dass es für diese Situationen eingespielte Rettungsteams gibt, die wissen, was zu tun ist. Bei einer großangelegten EU-weiten Katastrophenschutzübung, der „Magnitude“, wurde genau das Ende Oktober trainiert, unter anderem im baden-württembergischen Moosbach. Rund 1.000 Helfer aus grenzüberschreitenden Blaulichtorganisationen probten dort mit großem und kleinem Gerät den Ernstfall eines simulierten Erdbebens. Erstmals mit dabei war die Berufsgruppe der Bestatter.
„Der ein oder andere hat uns gefragt, was wir hier machen“, berichtet Ralf Homburger vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen in Singen. „Aber schnell wurde allen bewusst, dass es bei Katastrophen halt auch Todesopfer gibt und man sich darum kümmern muss. Und niemand ist vertrauter damit, respektvoll und professionell mit dem Tod umzugehen, als wir Bestatter – und das eben auch bei Unfällen oder ähnlichen Todesumständen.“
Mit sieben Kollegen aus den Reihen der Landesinnung und des Bundesverbands deutscher Bestatter war der Hilzinger vor Ort, darunter auch sein Sohn Leon und Tom Wagner als Auszubildender. „Die beiden haben das super gemacht,“ erzählt er stolz. Neben Schauspielern, die die verletzen mimten, lagen Dummies unter eingestürzten Gebäuden, die es zu bergen galt. Zugeordnet war das Bestatterteam der Polizei. „Für die Polizei war das gefühlt eher ein Tatort und die Abläufe zur Identifizierung der Verstorbenen, egal wie lange es dauert, standen im Vordergrund. Für uns als Bestatter war vor allem eine möglichst schnelle und möglichst würdevolle Bergung aus den Trümmern wichtig. So bald als möglich sollten Todesopfer auch in Särge gebettet werden. Diese hatten wir auch für die Übung dabei“, erzählt Homburger
Die Großübung war für viele Helfer der Feuerwehr, Polizei und anderer Blaulichtorganisationen ein echter Stresstest, bei dem auch erfahrene Einsatzkräfte an ihre Grenzen stießen. Einige verließen die Übung vorzeitig, weil die Eindrücke zu belastend waren. „Wir sehen unsere Rolle im Katastrophenfall nicht nur darin, uns um Verstorbene zu kümmern, sondern gerade durch diesen Dienst auch darin, andere Helfer zu entlasten und emotional zu stärken. Das gehört zu unserem Beruf,“ betont Ralf Homburger. Umso wichtiger sei die Einbindung seines Berufsstandes bei solchen Großübungen.
Dass dies nun erstmals geschah, ist unter anderem Homburgers Engagement im Rahmen seiner Innungstätigkeit zu verdanken. „Wir sind schon vor Jahren auf das Innenministerium zugegangen mit dem Hinweis, dass wir bestehende Strukturen für solche Notlagen haben. In der Coronazeit wurden wir als systemrelevant eingestuft und konnten glücklicherweise auf diese Strukturen zurückgreifen, ohne dass ein Chaos entstand. Daran hat man sich im Ministerium nun erinnert.“
Für Ralf Homburger als stellv. Landesinnungsmeister und den Kollegen Markus Maichle als Leiter des Notfallteams sowie alle Kollegen war es eine große Erfüllung, zu sehen, wie gut das Team Hand in Hand mit anderen Helfern im Extremfall funktioniert. „Ich gehe davon aus, dass wir als Bestatter auch künftig bei solchen Großübungen gesetzt sind.“