Obermeister Angelo Sciammacca schildert die SituationCorona: Viele Friseure bangen um ihre Existenz
Es ist viel los im Friseursalon von Angelo Sciammacca in Villingendorf im Kreis Rottweil. Und dennoch ist das kein Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie, denn die Coronaverordnung, die neben Hygienevorschriften, Impfung oder PCR-Test auch Abstand und Co. verlangt, zwingt viele Salons, ganz neu zu denken.
„Vor allem für kleinere Salons ist die Abstandsregelung schwierig. Sie können diese nur umsetzen, indem sie die Anzahl der Kunden, die gleichzeitig im Salon sind, reduzieren. Manche arbeiten sogar im Schichtbetrieb, um möglichst viele Kunden frisieren zu können“, berichtet Angelo Sciammacca, Innungsobermeister im Kreis Rottweil. Und doch sei ein rentables Arbeiten für die meisten unmöglich. Das sei der Alltag.
Kritik an Rückzahlungspolitik der Soforthilfe
Zudem hänge derzeit auch ein Damoklesschwert über der Branche: die Coronahilfenrückzahlung. „Anfangs hieß es, wir müssten die Hilfen nicht zurückzahlen, das steht sogar auf meinem Antrag, später verschwand dieser Passus auf den Anträgen und viele Salons wurden jetzt bereits aufgefordert, ihre Unterstützung zurückzuzahlen“, schildert er. Vor Weihnachten ereilte viele Salons der Rückzahlungsschock, der nun tief sitze. Andere Bundesländer würden mit Blick auf die neuerliche Bedrohung durch die Omikron-Variante und verschärfte Hygienevorschriften die Zahlungen stunden. Das Land Baden-Württemberg habe über die L-Bank indes die Salons „mitten im Weihnachtsgeschäft“ aufgefordert, bis zum 19. Dezember ihren tatsächlichen Bedarf nachzuweisen. Diese Frist sei nun bis zum 16. Januar nochmals verlängert worden, aber derzeit wüssten die Friseure ja erneut nicht, was in den nächsten Wochen auf sie zukomme.
Sechs Wochen lang mussten die Salons im ersten Lockdown im vergangenen Jahr aufgrund von Corona schließen. Danach hatten sie alle Hände voll zu tun, um den Kundenanfragen gerecht zu werden und arbeiteten teils bis tief in die Nacht. Dies wirkte sich schließlich aber negativ auf den Bemessungszeitraum für die Hilfen aus, was Sciammacca als „sehr unfair“ bezeichnet. Man werde quasi dafür bestraft, dass man zusätzliche Stunden gearbeitet habe. Erst die sechswöchige Schließung und das Bangen darum, wie es weitergehen könnte, dann Aufatmen, und nun diese Hiobsbotschaft. „Wenn die Betriebe die Hilfen zurückzahlen müssen, dann werden es manche nicht mehr schaffen weiter zu existieren“, macht er deutlich. Viele Kleinselbständige seien dadurch bedroht, bedauert er und rechnet mit so mancher Insolvenz. Manche seiner Kollegen hätten aufgrund der ganzen Misere bereits jetzt schon aufgegeben.
Kritische Lage durch Corona-Maßnahmen
Derzeit sei die Lage erneut sehr kritisch. Viele ungeimpfte Kunden, die einen PCR-Test für den Friseurbesuch bräuchten, die kämen erst gar nicht, mit anderen müsse man über die Bestimmungen – Maske ja oder nein – diskutieren, ganz zu schweigen von den regulären Kontrollen der Impfnachweise. „Zudem kommen die neuen Verordnungen immer so kurzfristig, dass man kaum nachkommt, sich ordentlich zu informieren“, kritisiert er.
Dass die Regierung allerdings nicht von Anfang an mitgeteilt habe, dass man die Hilfen wieder zurückzahlen müsse, das findet er nicht in Ordnung. „Viele hätten sie dann vermutlich gar nicht erst beantragt“, ist er sich sicher und ärgert sich darüber, dass der Staat durch die Kontrollen zusätzlich viel Geld ausgebe. „Wir Friseure können uns auch nicht die ganze Zeit mit all diesen Dingen befassen, wir müssen schauen, dass unsere Läden laufen“, macht er deutlich. „Wir sind froh, dass wir arbeiten können, und wir hoffen alle, dass dies auch so bleibt“.
Kritisch sieht er die Situation auch bezüglich künftiger Auszubildender. „Da viele Betriebe nicht wissen, was noch alles auf sie zukommt, sind sie in punkto Azubis eher zurückhaltend“, weiß Sciammacca.
Welche Corona-Regeln gelten für Friseure und Barbiere?
Die Antwort auf diese Frage beantworten wir in unseren Corona-FAQ - unter www.hwk-konstanz.de/friseure. Wir halten sie stets auf dem aktuellsten Stand.
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