PLW-BundeswettbewerbDie Besten ihres Fachs
Zwei Gesellinnen und ein Geselle aus dem Gebiet der Handwerkskammer Konstanz sind deutschlandweit die Besten ihres Fachs.
Die Dachdeckerin Jana Siedle aus Furtwangen, die Seilerin Sophie Muffler aus Stockach, und der Chirurgiemechaniker Nico Stocker aus Wurmlingen bei Tuttlingen, konnten sich nach dem Kammer- und Landeswettbewerb nun auch beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks (Profis leisten was – PLW) auf Bundesebene mit ihren Gesellenstücken oder Arbeitsproben durchsetzen. Zweite Bundessiegerin im Glaser- und Fensterbauerhandwerk und Siegerin des Wettbewerbs „die gute Form“ wurde Leonie Rösch aus Oberschwandorf bei Neuhausen ob Eck.
Handwerkskammerpräsident Werner Rottler freute sich im Rahmen der Bundesfeier in Augsburg über die Leistung der Nachwuchskräfte: „Es ist schön zu sehen, welche handwerklichen Nachwuchstalente in unserer Region zu finden sind. Ich gratuliere allen ganz herzlich“, so Rottler. Die drei stünden noch ganz am Anfang ihrer Handwerkskarriere und hätten schon so viel erreicht.
Die beste Seilerin: Sophie Muffler
„Seil ist keinesfalls gleich Seil“, sagt die 23-jährige Seilerin Sophie Muffler aus Stockach. Sie ist die fünfte Generation der Seilerfamilie vom Bodensee. Und nachdem sie zunächst eine Ausbildung zur Konditorin absolviert und abgeschlossen hat, hat sie im Anschluss den Seilerberuf erlernt. „Gemeinsam mit einer meiner Schwestern werde ich mal den Betrieb übernehmen“, plant sie. Dass es den Beruf des Seilers heute noch gibt, das wissen viele nicht. Und oft werde sie auch darauf angesprochen, warum sie „so einen“ Beruf lerne. Doch Sophie Muffler übt ihren Beruf mit viel Liebe und Leidenschaft aus. „Der Beruf ist so vielfältig, da es so viele unterschiedliche Seile für unterschiedliche Ansprüche gibt, da wird einem keinesfalls langweilig“, sagt sie. Ob für den Wassersport oder die Landwirtschaft, die Palette der Seile ist groß. Auch für die Fastnacht sind die Karbatschen, oder Rottweiler Schlingen sehr begehrt – hergestellt werden sie in präziser Handarbeit – Handwerk pur also. Und da bekommt Sophie Muffler leuchtende Augen. „Bei der Vielfalt ist schnell klar, dass unser Handwerk nicht vom Aussterben bedroht ist – ganz im Gegenteil“, so die 23-Jährige. Als nächstes hat sie die Meisterprüfung fest im Blick, mit der Meisterschule hat sie bereits begonnen. „Ich habe absolut meinen Traumberuf gefunden“, schwärmt sie.
Die beste Dachdeckerin: Jana Siedle aus Furtwangen
Jana Siedle aus Furtwangen ist Dachdeckerin aus Leidenschaft. Bereits in ihrer Schulzeit, im Alter von 13 Jahren, hat die heute 22-Jährige das Dachdeckerhandwerk beim „Girls-Day“ für sich entdeckt und regelmäßig in den Ferien Praktika in ihrem späteren Ausbildungsbetrieb in Furtwangen absolviert. Dass sie in einem echten Männerberuf arbeitet, das macht ihr nichts aus. „Ein Bürojob wäre für mich gar nichts gewesen“, winkt sie ab. Gerne geht sie hoch hinauf auf die Dächer – zumindest so lange, wie es die Witterung im Schwarzwald noch zulässt. „Steildächer machen wir im Winter nicht. Aber als Dachdecker ist man viel an der frischen Luft, hat immer wieder neue und andere Baustellen und kann gemeinsam mit den Kollegen im Team wirklich tolle Aufgaben bewerkstelligen“, sagt Jana Siedle über ihren Beruf. Frauen im Handwerk sind für sie eine Selbstverständlichkeit. Doch ob sie immer als Dachdeckerin arbeiten möchte, da ist sie noch unentschlossen. „Wenn man Familie möchte, dann wird das vielleicht schwierig. Aber es gibt ja so viele Möglichkeiten sich weiterzubilden oder zu studieren, beispielsweise Bauingenieurwesen. Mit einer abgeschlossenen Ausbildung im Handwerk hat man viele Optionen“, sagt sie. Ob sie Bauingenieurwesen studiere oder den Bautechniker machen möchte, darauf möchte sie sich jetzt noch nicht festlegen. Eines ist aber klar: „Ich möchte auf jeden Fall erst mal noch im Handwerk bleiben.“
Der beste Chirurgiemechaniker: Nico Stocker aus Wurmlingen
Nico Stocker ist 27 Jahre alt und kommt aus Wurmlingen bei Tuttlingen. Er ist als Chirurgiemechaniker der Beste seines Fachs auf Bundesebene. „Naja, wenn man im Weltzentrum der Medizintechnik wohnt, dann ist der Beruf ja schon fast vorgegeben“, sagt er lachend. Dennoch habe er zunächst eine lange Phase gehabt, in der er sich nach seinem Fachabitur überlegt habe, welcher Beruf zu ihm passe. Dann habe er in einem Medizintechnikbetrieb als Montagekraft begonnen. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, erzählt er. Und der weitere Weg funktionierte nahezu wie im Bilderbuch. Nach einiger Zeit habe man ihn im Personalgespräch gefragt, ob er nicht eine Ausbildung machen wolle. Und Nico Stocker wollte. „Es macht Spaß und man kann eine ganze Menge lernen“, sagt er. Durch sein Fachabitur habe er das erste Lehrjahr überspringen können, ins zweite sei er später eingestiegen. „Das hat alles sehr gut funktioniert“, freut er sich – und das Ergebnis spricht ja für sich.
An seinem Beruf als Chirurgiemechaniker liebt Nico Stocker besonders den Facettenreichtum. „Man macht alles, von Anbeginn bis zum Feinschliff zuletzt“, sagt er. 20 000 verschiedene Produkte werden in dem Betrieb, in dem er tätig ist, hergestellt. Langweilig wird es da jedenfalls nicht. „Und ein Beruf mit Zukunft ist es allemal, da sich die Branche permanent weiterentwickelt“. Als nächstes möchte Nico Stocker die Meisterprüfung angehen. „Ich liebe es, anderen Menschen etwas beizubringen“, sagt er. Und das könne und dürfe er als Meister ja dann.
Zweitbeste Fensterbauerin/Glaserin und Siegerin „Die gute Form“: Leonie Rösch aus Oberschwandorf bei Neuhausen ob Eck
Über die Titel „2. Bundessiegerin“ und Siegerin des bundesweiten Gestaltungswettbewerbs „Die gute Form“ freut sich die 25-jährige Leonie Rösch aus Oberschwandorf. Die Fensterbauerin hat mit ihrem Gesellenstück überzeugt. Ihr Weg indes war nicht einfach. Denn nach dem Abitur im Jahr 2016 hatte sie zunächst in den USA Wirtschaftsingenieurwesen studiert, als sie zwei Jahre später die niederschmetternde Diagnose Leukämie bekam. „Ich konnte nicht mehr weiterstudieren, nicht mehr alleine wohnen, und kam dann erst mal nach Hause zurück“, erzählt sie. Nach der Genesung entschloss sie sich zur Ausbildung zur Fensterbauerin und Glaserin im elterlichen Betrieb. „Damals konnte ich noch nicht mal laufen, musste erst mal wieder alles neu lernen. Selbst Fenster einzubauen, war undenkbar“, erinnert sie sich. Und doch entschied sie sich bewusst für diesen Beruf. Mittlerweile geht es ihr wieder gut. Sie hat ihre Ausbildung mit Bravour gemeistert und die Meisterprüfung bereits fest im Blick. „Die möchte ich im nächsten Jahr angehen, und unbedingt auch im Handwerk bleiben“, plant sie.