Bäcker, Konditoren und Metzger dürfen ihre Kunden nun wieder im Geschäft bewirten"Ein lachendes und ein weinendes Auge"
Seit 18. Mai 2020 dürfen Speisegaststätten unter strengen Auflagen wieder öffnen. Dazu zählen auch Eisdielen, die Bistros von Metzgereien oder Café-Bereiche in Bäckereien und Konditoreien. Das Handwerk der Region freut sich über diese Möglichkeit, hat aber auch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen.
Metzgerei Otto Müller, Konstanz
Dass für das Verkaufsgeschäft und den Gastro-Bereich unterschiedliche Auflagen gelten, „kann einem das Leben zur Hölle machen“, erzählt etwa Katharina Müller aus Konstanz, die das Bistro in der Rosgartenstraße gleich am Montag wieder öffnete, weil es einfach zum Konzept der Metzgerei dazu gehöre – und weil die Kunden das auch erwarten. Die müssen aufgrund der Corona-Beschränkungen nun häufig weggeschickt werden, weil nur noch knapp die Hälfte der Plätze besetzt werden darf. Außerdem sollten sie am besten schon vor ihrem Besuch einen Sitzplatz reserviert haben und müssen vor Ort zur Nachverfolgung von Infektionsketten ihre Kontaktdaten hinterlassen. Alles Neuigkeiten, die Mitarbeiter den Kunden vor Ort erklären. So ist die Wiedereröffnung nicht nur ein organisatorischer Kraftakt, sondern auch ein personeller Aufwand. „Wir sehen diese neue Lockerung also mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, resümiert Müller.
Bäckerei Hofmaier, Hüfingen
und Café Rose, Villingen-Schwenningen
Auch der Bäcker- und Konditormeister Hubertus Hofmaier aus Hüfingen berichtet über gemischte Gefühle bei der Wiedereröffnung seines Cafés: Sowohl die Kunden als auch er selbst und seine Mitarbeiter seien sehr verunsichert, was nun genau erlaubt sei und was nicht. Außer der recht allgemeinen Corona-Verordnung für Gaststätten hat er keine Anhaltspunkte, konkrete Informationen etwa für den Außenbereich des Cafés habe ihm bisher niemand geben können. Aufgrund der ungewissen Vorschriften sei es sogar schon vorgekommen, dass „Kunden, die wir darauf aufmerksam gemacht haben, dass sie nur zu zweit bzw. aus zwei verschiedenen Haushalten an einem Tisch sitzen dürfen, dann bei der Konkurrenz Platz nahmen, die auf diese Vorschrift pfeift“, ärgert sich Hofmaier. „Die Daten der Kunden zu sammeln und ihnen vorzuschreiben, wo und wie sich setzen dürfen, ist eine Bevormundung, die ich sehr skeptisch einschätze“, ergänzt er. Trotz dieser gedrückten Stimmung freuen Hubertus Hofmaier und seine Kundschaft sich natürlich über die Wiedereröffnung und sind sich einig: „Wir sind alle sehr gespannt, wie es weitergeht.“
Die Bäckermeister Link, Trossingen
Das Thema Kundendaten bereitet auch Bäckermeister Daniel Link aus Trossingen Bauchschmerzen: „Da hieß es die letzten Jahre immer ‚Datenschutz über alles‘ und jetzt habe ich wochenlang Einsicht in die Kontaktdaten meiner Kunden. Das fühlt sich nicht gut an.“ Von Fachverband, Innung und Handwerkskammer fühlt sich Link aber gut informiert über die einzuhaltenden Auflagen. Sorgen bereitet hat ihm die vergangenen Wochen eher das Agieren der Politik, die häufig am Wochenende wichtige Entscheidungen traf. Das bekamen viele Betriebe nicht mit und verhielten sich dann unabsichtlich falsch. Man denke nur an das kurzfristig beschlossene Öffnungsverbot für Bäckereien am Ostersonntag. Seine Verkäuferinnen musste Link nun erst einmal bremsen: Die wollten die Sitzbereiche in den Geschäften gleich am 18. Mai wieder öffnen. Doch umsetzbar sind die strengen Auflagen nur in zwei Filialen, die über ausreichend große Sitzbereiche verfügen und entsprechend umgerüstet wurden. So konnte etwa das Bäcker-Café in Aldingen erst am 22. Mai wieder öffnen. Doch obwohl ihm die Corona-Krise schwer zu schaffen macht, bleibt Link optimistisch: „Schon mein Großvater hat immer gesagt: ‚Bub: Gegessen wird immer.‘“