Nachhaltigkeit im HandwerkGlücksbringerin mit Energie-Knowhow
Das Schornsteinfegerhandwerk, das es übrigens seit dem Jahr 1403 als organisiertes Handwerk gibt, ist für Schornsteinfegermeisterin Simone Zeller nicht nur ein Beruf, sondern pure Leidenschaft. Das wird im Gespräch mit der 30-Jährigen, die in Tengen arbeitet, schnell deutlich.
„Schornsteinfegerin zu werden, war bereits mein Kindheitswunsch“, schwärmt sie. Und bereut habe sie die Berufswahl nie. Ganz im Gegenteil: „Der Kontakt zu den Kunden ist toll. Und es ist noch immer so, dass der Schornsteinfeger ein besonderes Ansehen genießt. Unsere Kunden vertrauen uns und sind dankbar für unsere Arbeit“, berichtet sie aus ihrem Alltag. Und noch immer gebe es Leute, die an einem goldenen Knopf ihrer Kluft drehen – „das ist und bleibt offenbar ein Glückssymbol“, freut sich Zeller.
Aber was macht das besondere Ansehen dieses Berufsstandes aus, und warum gilt der Schornsteinfeger eigentlich als Glücksbringer? „Wenn früher Häuser abbrannten, waren das für die Großfamilien, die unter einem Dach lebten, echte Katstrophen. Die Schornsteinfeger konnten durch ihre Arbeit – das Fegen der Kamine und Beseitigen von Glanzruß – so manches Schadensfeuer verhindern“, weiß Zeller aus der Historie.
Beratung wird immer wichtiger
„Auch heute sind viele Leute sehr dankbar, dass wir kommen und dafür sorgen, dass es keine Kaminbrände gibt. Aber das reine Kaminfegen ist längst nicht mehr alles“. Vielmehr gehe es um Energieberatung, die richtige und effiziente Einstellung der Heizung, die Beratung, welche Heizung die beste sein könnte und vieles mehr, berichtet sie.
„Die Leute wollen heute, und gerade jetzt, sehr viele Tipps von uns“. Häufig würde sie Heizungen vorfinden, die auf Werkseinstellungen laufen und so gar nicht auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer eingestellt seien. „Hier das Augenmerk draufzulegen, kann viel Energie sparen“, sagt sie. Manchmal helfe es schon, Rohrleitungen dämmen zu lassen, um Energiekosten zu sparen.
Nachhaltiger Beruf mit Zukunft
Vor allem bei der so genannten Feuerstättenschau komme hier so manches Thema auf. „Ich denke, dass sich unser Beruf in den nächsten Jahren immer mehr in diese Richtung ändern wird. Und so ist er nicht nur ein Beruf mit Zukunft, sondern er ist auch sehr nachhaltig, da wir über unsere Beratung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können“, ist Simone Zeller überzeugt. Denn Brennstoffe einzusparen, sei wichtiger denn je.
Doch wie sieht es aus, wenn es immer mehr Null-Energie-Häuser gibt? „Ich denke, dass die Holzöfen auf jeden Fall bleiben werden“, sagt Zeller. Das typische Bild des Schornsteinfegers werde sich in den nächsten Jahrzehnten vermutlich verändern. „Aber solange ich Kamine saubermache, brauche ich einen Besen. Das ist echtes Handwerk, das kann auch keine Maschine übernehmen“, sagt sie.
Der Beruf sei sehr abwechslungsreich und es gebe auch viele Möglichkeiten auf die Ausbildung aufzubauen. Man könne beispielsweise die Meisterprüfung absolvieren, sich zum Energieberater weiterbilden lassen, oder auch studieren. In den vergangenen Jahren erlernen auch immer mehr Frauen den Beruf – die Frauenquote ist mit 15 Prozent recht hoch. „Wenn eine Frau das lernen möchte, dann bekommt sie das auch hin“, weiß Simone Zeller, die ihre Ausbildung im Jahr 2009 begonnen hat. Damals sei es noch schwierig gewesen, als Frau eine Stelle zu bekommen. Doch das habe sich gewandelt.
Als das Monopol vor einigen Jahren fiel, war zudem die Befürchtung groß, dass die hiesigen Schornsteinfeger, vielleicht weniger Aufträge bekommen würden. „Das ist bei uns überhaupt nicht so. Wir sind eine gute Gemeinschaft. Die meisten Schornsteinfeger haben ihre Bezirke behalten, weil die Kunden einfach auch zufrieden waren und sind“. Simone Zeller freut sich jedenfalls, tagtäglich, so einen abwechslungsreichen Beruf zu haben und in die Gesichter glücklicher Kunden blicken zu dürfen.