Zwei junge Meister aus dem Landkreis Konstanz haben den jeweils passenden Weg in die Selbständigkeit gefundenGründung versus Übergabe
Sie sind beide etwa gleich alt, sind beide Meister, wenn auch in unterschiedlichen Gewerken, und haben sich beide vor einem guten Jahr in Konstanz selbständig gemacht. Aber die Wege, die Daniel Sommerfeld und Philipp Rothe dafür gewählt haben, sind grundverschieden. Denn während der eine einen gut laufenden Betrieb übernommen hat, fing der andere ganz von vorne an. Positiv fällt die Bilanz nach einem Jahr Selbständigkeit aber für beide aus.
Von Null auf Hundert in einem Jahr
„Ich bin eigentlich überrascht, dass es so einfach ging“, sagt Philipp Rothe. Entspannt sitzt er in seiner Wohnung in einem ruhigen Konstanzer Stadtteil. Hier hat der 31-Jährige sein Hauptquartier, sein Büro, für das im Moment noch ein kleiner Schreibtisch genügt. Wichtiger sind das Handy und natürlich der Firmenwagen samt Werkzeugen und Messgeräten, mit dem der Elektrotechnikermeister raus zu den Kunden fährt. Innerhalb eines Jahres hat sich Rothe schon einen ordentlichen Kundenstamm erarbeitet, rund 100 sind es, hauptsächlich Privatleute in und um Konstanz, die seinen Service zu schätzen wissen.
Starthilfe bekam er dabei von einem Bekannten, der ein Leuchtengeschäft hat und dem Jungunternehmer Kunden vermittelte. Sobald der erste Kontakt einmal hergestellt war, ging es meistens weiter: „Wenn man sich bei kleinen Aufträgen gut anstellt, bekommt man auch Folgeaufträge“, beschreibt Rothe sein Erfolgsrezept. Dass er als gebürtiger Konstanzer auf ein vorhandenes Netzwerk in der Stadt und der Region zurückgreifen kann, sei für den Anfang wichtig gewesen: „Da spricht es sich schnell rum, dass man jetzt am Start ist und was man zu bieten hat“, sagt er.
Von einem hervorragenden Netzwerk profitiert auch Daniel Sommerfeld. Allerdings hat das schon sein Vorgänger aufgebaut. Seit fast 20 Jahren gibt es die Firma Kainacher in Konstanz, zahllose Bäder, vor allem im Stadtteil Paradies, wurden von Andreas Kainacher und seinen Leuten in dieser Zeit rundum erneuert. Im September letzten Jahres hat Daniel Sommerfeld die Geschäftsführung übernommen. „Ich kam aus Augsburg hierher in die Meisterschule und über die Lehrmeister in Kontakt mit Andreas Kainacher, der einen Nachfolger suchte. Er hat mich eingearbeitet und ist nach wie vor mit im Betrieb“, erklärt der 30-Jährige. Der Schritt in die Selbständigkeit sei so früh eigentlich gar nicht geplant gewesen, doch Kainacher hat den jungen Installateur- und Heizungsbauermeister schlichtweg begeistert: „Hier stimmte alles: Das Konzept, die Leute, das Umfeld. Und ich wusste: Genau so will ich es machen.“
Den nahtlosen Übergang geschafft
Einen Businessplan zu schreiben, sei dann ein Klacks gewesen, auch die Banken waren leicht zu überzeugen und das Vertragliche ließ sich auch mithilfe der Beratung durch die Handwerkskammer gut regeln. Ein Jahr später weiß Sommerfeld sicher: „Es war eine gute Entscheidung!“ Der Stabswechsel sei so glatt verlaufen, dass nach außen fast nichts davon zu spüren war und er selbst die Chance hatte, in die neue Rolle hineinzuwachsen „Ich hatte hier beste Startbedingungen“, sagt der neue Firmenchef.
Voller Einsatz ist bei beiden gefragt
Dass sein Name nicht über der Firma steht? Für Daniel Sommerfeld kein Problem. „Ich definiere mich nicht über ein Schild an der Tür, sondern über meine Leistung“, sagt er selbstbewusst. Die ist allerdings auch gefragt: „Der Acht-Stunden-Tag ist nicht mehr. Ich bin zehn, zwölf Stunden im Einsatz“, sagt er. Einen zusätzlichen Mitarbeiter hat Sommerfeld bereits gefunden, doch zu groß soll die Firma nicht werden: „Ich will nicht nur im Büro sitzen und managen, sondern selbst beim Kunden sein. Der Chef vor Ort ist immer von Vorteil, sonst passieren Fehler.“
Der direkte Kontakt mit dem Kunden ist auch für Elektrotechnikermeister Philipp Rothe das A und O. Und auch für seinen Ein-Mann-Betrieb ist Wachstum nicht das große Ziel: „Für mich steht die Kundenzufriedenheit an erster Stelle. Daraufhin will ich meine Arbeitsabläufe optimieren und eine Struktur aufbauen, die genau auf mich zugeschnitten ist“, erklärt er. Das Schritt für Schritt tun zu können, darin sieht er den eigentlichen Vorteil einer Neugründung: „Ich habe volle Gestaltungsfreiheit und am Anfang weniger Druck, weil ich weder an Mitarbeiter denken noch besonders hohe Investitionen stemmen muss.“
Gleichzeitig müsse man als Neugründer aber auch bereit sein, mit Unsicherheiten zu leben: „In den ersten zwei Monaten macht einen jede Minute Freizeit ein bisschen nervös“, erzählt Rothe. Da sei Selbstvertrauen gefragt. Vor allem aber brauche es Berufserfahrung, um sich als frischgebackener Meister in die Selbständigkeit zu wagen: „Ich bin froh, dass ich nicht schon mit Mitte 20 diesen Schritt gegangen bin. Heute kann ich viel genauer abschätzen, was auf mich zukommt und weiß, wie ich es angehen kann.“