108. Vollversammlung"Handwerk hat sich wacker gehalten"
Eine neue Regierung, die noch in der Findungsphase sei, unklare Folgekosten der Corona-Pandemie und eine Klimawende, die bezahlbar gestaltet werden müsse: In seiner Begrüßungsrede zur 108. Vollversammlungssitzung der Handwerkskammer Konstanz sprach Werner Rottler die Herausforderung an, denen sich das Land stellen müsse und die unmittelbar auch Folgen für das Handwerk hätten. „Die kommenden Monate werden sicher turbulent“, prophezeite der Kammerpräsident.
Gleichzeitigte stellte er dem Handwerk in der Region ein gutes Zeugnis aus. Die aktuell gute Geschäftslage und stabile Ausbildungszahlen sprächen für sich. „Das Gesamthandwerk hat sich wacker gehalten und der Krise bisher gut getrotzt. Darauf können wir stolz sein“, so Rottler.
Land stützt Handwerk
Auf die Landeshilfen zur Abfederung der Corona-Krise wies Ministerialrätin Martina Oschmann vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus hin. Sowohl die Überbrückungshilfe als auch die Unterstützung für Start-Ups und Soloselbständige sei bis zum 31.12.21 verlängert worden. Um die Handwerksbetriebe im Land fit für die Zukunft zu machen, wolle man zudem die Zukunftsinitiative Handwerk 2025, ergänzt durch Maßnahmen zum Thema Nachhaltigkeit, weiterführen. Auch die Meister- und Meistergründungsprämie sollen über 2021 hinaus verstetigt werden. „Das alles ist natürlich abhängig vom Ergebnis der aktuellen Haushaltsverhandlungen“, schränkte Oschmann ein.
Neues Fördermodell für handwerklichen Bildungsstätten und weniger Bürokratie gefordert
Positiv beschrieb Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, die Situation der Handwerkskammer und ihrer Bildungshäuser. Letztere seien trotz ausgefallener Kurse „mit einem blauen Auge“ davongekommen. Die digitale Wissensvermittlung werde nach Corona weiter an Bedeutung gewinnen. „Hier müssen die Förderrichtlinien, die bisher abhängig von der Auslastung der Werkstätten sind, angepasst werden“, forderte Hiltner.
Auch die zusätzliche Bürokratie durch die Corona-Verordnungen des Landes wurde deutlich kritisiert. Als Beispiel nannte Hansjörg Blender, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft westlicher Bodensee, die seit 15.10.2021 geltende Testpflicht von Mitarbeitern mit Außenkontakt, die nicht geimpft oder genesen sind. In einer entsprechenden Resolution forderte die Vollversammlung mehr Realitätssinn und Mittelstandsfreundlichkeit.
Wahleinsprüche zurückgewiesen
Nach wie vor beschäftigt sich die Handwerkskammer mit Einsprüchen gegen die Vollversammlungswahl 2019. Ein eigens eingesetzter Wahlprüfungsausschuss habe die vorgebrachten Rügen eingehend geprüft und keinerlei Verstöße feststellen können, die das Wahlergebnis beeinflusst hätten, wie Raimund Kegel, Justitiar und stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, erläuterte. Die Vollversammlungsmitglieder beschlossen einstimmig, der Empfehlung des Wahlprüfungsausschusses zu folgen und die Einsprüche als unbegründet zurückzuweisen. Die Einspruchsführer Tommy Buschle und Günther Beyer-Köhler, die bei der Vollversammlungswahl 2019 die konkurrierende Wahlliste angeführt hatten, kündigten in der Sitzung an, den Wahleinspruch weiterzuverfolgen und kritisierten das aus ihrer Sicht veraltete Wahlrecht.
Ausscheidende Mitglieder geehrt
Im Rahmen der Sitzung schieden zwei langgediente Mitglieder aus der Vollversammlung aus: Gabriele Dressler aus Rottweil, ehemalige Obermeisterin der Friseurinnung Rottweil und seit 1999 Mitglied der Vollversammlung, sowie Ulrich Binder aus Wurmlingen, ehemals stellvertretender Obermeister der Landesinnung der Chirurgiemechaniker und seit 2014 Vollversammlungs- und seit 2019 auch Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Konstanz.
Für ihr ehrenamtliches Engagement in den Gremien des Handwerks erhielten beide die Goldene Ehrennadel der Handwerkskammer Konstanz.
