Gruppenfoto der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen mit Georg Hiltner und Werner Rottler und Plakat: Ist die Brezel noch zu retten?
Anja d'Oleire-Oltmanns
Keine Zukunft ohne das Handwerk! Unter diesem Motto konnten Vertreter des Handwerks bei der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen in Donaueschingen eindrucksvoll und sehr emotional auf die dramatischen Folgen der gestiegenen Energiepreise aufmerksam machen. Im Bild (v. l.): Andreas Schwarz MdL, Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, Daniel Link, Bäckermeister aus Trossingen, Max Holwegler, Metzgermeister aus Donaueschingen, Bernd Simon, Gas- und Wasserinstallateurmeister aus Kolbingen, Dr. Sandra Detzer, Bundestagsabgeordnete, Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz.

Landesdelegiertenkonferenz der GrünenHandwerk verschafft sich Gehör

Am Rande der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen haben sich das regionale Handwerk und die Politik zu Gesprächen getroffen, um auf die dringliche Lage der Betriebe aufgrund der Preissteigerungen aufmerksam zu machen. Neben Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner und Präsident Werner Rottler von der Handwerkskammer Konstanz sowie BWHT-Geschäftsführer Peter Haas sendeten regionale Metzger-, Bäcker- Konditoren- und SHK-Betriebe einen Handlungsappell an die Politiker vor Ort.

„Es ist fünf vor zwölf. Für unsere familiengeführten Handwerksbetriebe ist es so eng, dass ihre Existenz auf dem Spiel steht“, machte Hiltner auf die Situation aufmerksam.

Max Holwegler von der Metzgerei Holwegler in Donaueschingen unterstrich dies: „Es geht mittlerweile nicht mehr darum, etwas zu verdienen, sondern darum, zu überleben. Wenn sich nichts ändert, wird es im nächsten Jahr 90 bis 100 Prozent der Betriebe nicht mehr geben.“

Forderungskatalog des Handwerks übergeben

Das regionale Handwerk hatte für das Treffen einen ganzen Forderungskatalog erstellt: schnelle und unbürokratische Härtefallhilfen, eine Strompreisbremse, gedämpfte Stromnetzentgelte, eine Energiepreisbremse, die Unterstützung für energieintensive Unternehmen, die die Steigerung ihrer Energiekosten nicht weitergeben können, die Nutzung aller zur Verfügung stehenden Energieträger, um die steigenden Preise in den Griff zu bekommen, die Absenkung der Umsatzsteuer auf sieben Prozent für betroffene Handwerksbetriebe, die Absenkung der Energiesteuern, eine Erleichterung bei der Steuervorauszahlung, die Beteiligung des Landes Baden-Württemberg am 3. Entlastungspaket sowie Preisgleitklauseln in Bauverträgen der öffentlichen Hand - auch auf kommunaler Ebene.

Zusagen der Politik

Dr. Sandra Detzer, Abgeordnete der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, gab den Handwerksbetrieben Hoffnung, dass rückwirkend bis September Zuschüsse gewährt werden sollen, um die gestiegenen Energiekosten abzufedern. In der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch wollen die Grünen außerdem die Ausweitung des Rettungsschirms auf kleine und mittlere Betriebe einbringen.

Dass jetzt die Zeit drängt, stand für Handwerker wie Politiker außer Frage „Das Handwerk steht mit dem Rücken zur Wand“, bekräftigte Martin Grath, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg und selbst Bäckermeister, der neben Andreas Schwarz, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen in Baden-Württemberg, und Sandra Detzer den Handwerksvertretern Rede und Antwort stand.

Bäcker besonders betroffen

In einer zweiten Gesprächsrunde mit Kammer-Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner und Vertreterinnen und Vertretern von regionalen Bäckereibetrieben wurde es besonders emotional. Es flossen Tränen und auch eine junge Mutter mit Baby ließ es sich nicht nehmen, ihre dramatische Situation im Familienbetrieb zu schildern.  „Wir haben den höchsten Steuersatz, wir finanzieren auch die Politik und wollen, dass sie positive und nachhaltige Anreize schafft ohne zusätzlichen Bürokratieaufwand“, forderte Sarah Schmid von der Bäckerei Schmid in Bräunlingen.

Und Daniel Link, Obermeister der Bäckerinnung Rottweil-Tuttlingen, berichtete vom hohen Druck der Bäcker, der auch bei ihm ankomme: „Fast jeden Tag hat ein Kollege angerufen und mir gesagt: Mir steht das Wasser bis zum Hals. Wir befinden uns in einem Kosten-Tsunami“, so Link.

Am Ende zeigten sich alle zuversichtlich. „Wir konnten durch die Beteiligung der Betriebe echte Betroffenheit zeigen. Ich bin guter Dinge, dass dem Handwerk zeitnah geholfen wird“, resümierte Kammerpräsident Werner Rottler nach dem Treffen.