Konjunkturbericht 1. Quartal 2024Handwerk zeigt sich robust, aber verunsichert
Die verhaltene gesamtwirtschaftliche Entwicklung hemmt das regionale Handwerk weiterhin. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Konstanz. Im Landesvergleich allerdings fällt das Geschäftsklima, das Mittel aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen, im Bezirk der Handwerkskammer Konstanz mit 38,2 Punkten deutlich besser aus als in anderen Regionen (Durchschnitt in Baden-Württemberg: 27,2 Punkte).
Über 60 Prozent der Handwerksbetriebe in den Landkreisen Konstanz, Waldshut, Rottweil, Tuttlingen und im Schwarzwald-Baar-Kreis bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, nur sieben Prozent als schlecht. Gleichzeitig berichten etwas mehr Unternehmen von sinkenden Auftragsbeständen (28 %) und Umsätzen (35 %) als noch im Vorjahresquartal.
Etwa die Hälfte der Betriebe war im ersten Quartal bis zu 90 Prozent oder mehr ausgelastet. Auf der anderen Seite stieg der Anteil der weniger als mit 60 Prozent ausgelasteten Betriebe leicht auf 15 Prozent an.
„Handwerk ist ein sehr heterogener Wirtschaftsbereich. Auch in bewegten Zeiten zeigen sich die Betriebe insgesamt stabil, da sie oft flexibel aufgestellt sind. Was wir jedoch feststellen, ist eine nach wie vor große Unzufriedenheit und Verunsicherung auf allen Seiten, die einen echten Aufschwung hemmt“, sagt Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz.
Den Grund für die gedämpfte Stimmung sieht Rottler unter anderem im stagnierenden Wohnungsneubau, den unklaren bzw. oftmals hochkomplexen Förderstrukturen und einem stetigen Zuwachs an Bürokratie, den die Betriebe zusätzlich zu schultern hätten. „Im Schnitt sind Handwerksunternehmen zu einem Viertel ihrer Arbeitszeit mit Dokumentations- oder Nachweispflichten beschäftigt. Das ist eindeutig zu viel“, betont Rottler und weist auf die lange Vorschlagsliste der Handwerksorganisationen zum Abbau der Bürokratielast hin.
Auch die Konsumzurückhaltung der Bürgerinnen und Bürger und der Fachkräftemangel machten den Betrieben Sorgen. „Viele Betriebe gehen auf Nummer sicher und investieren nur bedingt“, so Rottler.
Nur 16 Prozent der Handwerksbetriebe berichten laut Umfrage von gestiegenen Investitionen im ersten Quartal 2024.
Die Erwartungen für die kommenden Monate sind ebenfalls gedämpft: 41 Prozent der Betriebe gehen für das kommende Quartal von Umsatzsteigerungen (Q1/2023: 52 %), 30 Prozent von einem steigenden Auftragsbestand (Q1/2023: 45 %) aus.
„Es braucht jetzt auch politisch Mut und einen echten Wumms, damit Bürger wie Unternehmen wieder optimistisch nach vorne blicken können. Bürokratie entschlacken, Steuern- und Abgabenlast senken – das wäre jetzt das Gebot der Stunde“, fordert der Kammerpräsident.