Hier kommt es auf tausendstel Millimeter anHandwerksberuf mit vielerlei Facetten
Christian Köhler begutachtet das Werkzeug vor sich hochkonzentriert. Schon die kleinste Abweichung kann fatale Folgen haben und dazu führen, dass die Bauteile, die damit gespritzt werden, später nicht passen. Präzision ist in seinem Beruf als Feinwerkmechaniker oberstes Gebot, geht es doch hier oft um tausendstel Millimeter. Der 25-Jährige hat seine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker vor wenigen Monaten abgeschlossen. Das Berufsbild hat ihn bereits im Vorfeld begeistert und tut es immer noch. Dass nur so wenige junge Leute den Beruf des Feinwerkmechanikers ergreifen, bedauert er. „Der Beruf ist so interessant, weil es quasi kaum ein Werkzeug doppelt gibt“, berichtet er. Vielmehr gehe es hier bei der Firma Schwarz im Rottweiler Stadtteil Neukirch um Einzelteilherstellung für den Kunststoffspritzguss. Die Firma Schwarz ist Spezialist in Sachen Kunststoff- und Werkzeugtechnik. Mit rund 200 Mitarbeitern ist die Gebr. Schwarz GmbH, die 1966 gegründet wurde, ein international tätiges, hochmodernes Technologieunternehmen der Kunststoff- und Werkzeugtechnik, und steht für präzise, anspruchsvolle und innovative Kunststoffsystemlösungen mit optimalen Fertigungsabläufen. Auf den Beruf sei er über den Vater seiner Freundin aufmerksam geworden, erzählt Christian Köhler. Er habe bei der Firma Schwarz ein Praktikum absolviert, das ihm sehr viel Spaß gemacht habe und sich dann für den Handwerksberuf des Feinmechanikers entschieden, der für die Industrie übrigens überlebenswichtig ist. Denn ohne die Arbeit von Feinwerkmechanikern würden in der Industrieproduktion keine Maschinen laufen. Autos, Bügeleisen, Handys und mehr könnten dann gar nicht produziert werden.
Aber was macht der Feinwerkmechaniker genau? „Man stellt Bauteile für Maschinen und Anlagen her“, erklärt Köhler. Diese kommen dann in ganz unterschiedlichen Branchen, wie in der Mess- und Elektrotechnik, im Bereich Healthcare, in der Umwelt- und Energietechnik und im Bereich Automotive zum Einsatz. Der Feinwerkmechaniker-Beruf ist in die vier Schwerpunkte Maschinenbau, Feinmechanik, Werkzeugbau und Zerspanungstechnik aufgeteilt. Er hat sich in fast 85 Jahren aus sieben Berufen zu einem entwickelt: Dreher, Feilenhauer, Feinmechaniker, Maschinenbauer, Mechaniker, Werkzeugmacher und Zweiradmechaniker.
Und selbst wenn so ein Werkzeug, das der Feinwerkmechaniker herstellt, schon mal bis zu 16 Tonnen wiegen kann, kommt es doch auf jedes Detail an. „Und genau das fasziniert mich. Kein Teil ist wie das andere. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen und Anforderungen“, sagt Christian Köhler. Langweilig wird es einem in diesem Handwerksberuf jedenfalls nicht. „Und auch die Karrierechancen sind sehr gut“, weiß er. Man könne sich zum einen in vielen Bereichen, wie z.B. bei der Maschinenbearbeitung, beim Programmieren oder Konstruieren, einbringen, aber könne dann, um beruflich weiterzukommen, auch den Techniker, den Betriebswirt oder den Meister machen. „Außerdem ist das Berufsspektrum so groß, dass man Einblick in alle Bereiche bekommt“, so der 25-Jährige weiter.
Und welche Voraussetzungen braucht es, um den Beruf lernen zu können? „Handwerkliches Geschick auf jeden Fall, aber auch räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Interesse ist sehr wichtig. Denn ist die CNC-Maschine nicht korrekt programmiert, klappt es auch nicht mit der Millimeterarbeit“, informiert Michael Schmitt, der Teamleiter des Werkzeugbaus bei der Firma Schwarz. Schwere körperliche Arbeit müsse der Feinwerkmechaniker aber nicht leisten. „Es gibt viele Hilfsmittel, um die Werkzeuge zu bewegen“, ergänzt Schmitt.
Um für den Handwerksberuf zu werben, tut die Firma Schwarz einiges, berichtet Personalreferentin Kathrin Meboldt. Das Unternehmen entsendet immer wieder Ausbildungsbotschafter in die Schulen, die das Berufsbild vorstellen, und auch bei den Ausbildungsmessen ist das Unternehmen vertreten. Regelmäßig gebe es auch Praktikumsanfragen. „Schüler und Interessierte können sich gerne melden“, lädt sie ein. Die Voraussetzung, um den Beruf lernen zu können, ist ein Hauptschulabschluss, gerne aber auch Realschulabschluss oder Abitur.
Für Interessierte bietet das Unternehmen am Mittwoch, 1. Februar, um 18 Uhr eine Führung durch das Unternehmen in Rottweil-Neukirch an. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.