Geflüchtete im HandwerkJunger Pakistaner schließt Ausbildung zum Stuckateur ab
Yasir Bashir ist 16 Jahre alt, als er als unbegleiteter Flüchtling in Deutschland ankommt. Heute, acht Jahre später, ist er ausgelernter Stuckateur und eine gefragte Fachkraft. Für den 24-Jährigen war das alles andere als ein einfacher Weg. Doch sein Ausbilder Clemens Fritschi aus Donaueschingen hat an Yasir Bashir geglaubt und ihm Mut gemacht. „Yasir ist handwerklich sehr geschickt und hat eine schnelle Auffassungsgabe“, lobt ihn der Stuckateurmeister. Er habe das Potenzial in seinem Auszubildenden gesehen und ihn unterstützt. Und er freut sich über die positive Entwicklung.
Asylverfahren kostet Kraft und Zeit
Schon im ersten Lehrjahr, erzählt der junge Pakistaner, habe er seine Ausbildung abbrechen wollen. Doch er bekam Unterstützung – von seinem Ausbildungsbetrieb und von der Ausbildungsbegleitung der Handwerkskammer Konstanz. „Das Asylverfahren hat Yasir viel Kraft gekostet“, sagt Ausbildungsbegleiterin Alexandra Hagen-Ettl. Viele Termine bei Behörden und Verfahren, die lange brauchen, obwohl die Ausländerbehörde unterstützt habe. „Pakistan gilt als sicheres Herkunftsland“, sagt Hagen-Ettl. „Es gab formal, trotz Yasirs Erfahrungen, keinen Asylgrund. Daher bestand die Gefahr einer Abschiebung.“
Nach viel Ungewissheit hat Bashir nun dank des Gesellenbriefs eine Aufenthaltserlaubnis. Als Fachkraft hilft er im kleinen Team von Clemens Fritschi, vor allem bei Projekten im Ausbau und der Renovierung. Der Inhaber des Kleinbetriebs hat ihm sehr gerne nach bestandener Gesellenprüfung einen Arbeitsvertrag angeboten.
„Chancen einräumen und geduldig begleiten“
Alexandra Hagen-Ettl begleitet viele Auszubildende durch schwierige Zeiten. „Wer als Minderjähriger alleine nach Deutschland flieht, der hat mit vielen Problemen zu kämpfen“, gibt die Beraterin zu bedenken. Neben den Herausforderungen, die Heranwachsende grundsätzlich zu meistern hätten, kämen bei Geflohenen teils traumatische Erfahrungen, die Trennung von den Familien und das Zurechtfinden in einer ganz anderen Kultur hinzu. „Es ist wichtig, das im Hinterkopf zu haben, wenn nicht alles rund läuft“, richtet sie sich an Ausbildungsbetriebe. Man müsse bereit sein, neue Chancen einzuräumen, die jungen Menschen weiter geduldig zu begleiten und sich auch Hilfe zu holen.
Die Ausbildungsbegleiterin vermittelte Yasir eine ehrenamtlich arbeitende Lehrerin, die ihm durch Nachhilfe den Wiedereinstieg in das Schulleben erleichterte. Mit der Beraterin besprach Bashir seine Sorgen und Ängste. Gemeinsam suchten sie nach Lösungen.
Von der Pizzeria zum Stuckateurgesellen
Dass der junge Pakistaner zum Handwerk fand, ist ein bisschen dem Zufall geschuldet. Zwei Jahre besuchte er eine Klasse zur Berufsvorbereitung (VAB), brach die Schule aber irgendwann ab. Er wollte arbeiten und Geld verdienen. „Ich habe in einer Pizzeria ausgeholfen, aber irgendwann gemerkt, dass mich das nicht weiterbringt“, sagt Bashir. Doch ohne Schulabschluss waren die Perspektiven nicht gut.
Durch die Unterstützung der Ausbildungsbegleiterin Hagen-Ettl durfte er beim Stuckateurbetrieb Fritschi zur Probe arbeiten. „Mir gefiel die Arbeit und ich durfte ein Praktikum machen“, erzählt der junge Mann. Trotz des fehlenden Schulabschlusses begann er anschließend seine Ausbildung. „Hier kann ich etwas Bleibendes schaffen“, ergänzt er, was ihm an seinem Beruf gefällt.
Festanstellung und erste Pläne für die Zukunft
Er hängte sich rein, vor allem die Theorie auf Deutsch habe ihm Probleme bereitet. „Ich hatte wirklich Angst vor der Wirtschaftskundeprüfung“, erinnert sich Bashir. „Doch weil ich so viel gelernt habe, habe ich nachher die beste Arbeit geschrieben.“ Der Stuckateurgeselle nutzt nun die Möglichkeiten, die sich ihm durch die Festanstellung bieten. Er möchte in eine größere Wohnung ziehen, sich zum Führerschein anmelden und im Winter endlich nach zwölf Jahren seine Familie in Pakistan besuchen.