Konditormeisterin Natalie Kilgus präsentiert in ihrer Backstube eine Torte.
HWK KN / Stefanie Siegmeier
In ihrer Patisserie und Eismanufaktur bereitet Natalie Kilgus Kuchen für den Verkauf im Sweets vor.

ExistenzgründungKonditormeisterin erfüllt sich ihren Traum

Schon vom Anblick der Graffitis läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Riesengroß sind Eis und Torten auf die Fassade der Patisserie und Eismanufaktur „Sweets“ gesprayt. Wer eintritt, in die frisch eröffnete Manufaktur, der wird von Pralinen, Kuchen und einer Eistheke empfangen. Natalie Kilgus hat sich in der kleinen Gemeinde Schenkenzell im Kreis Rottweil ihren Traum verwirklicht und mit Urban-Art geschmückt. In der frisch eröffneten Manufaktur verkauft die 33-Jährige ihre selbst entwickelten Produkte.  

Mit bunten Graffitis geschmückte Fassade der Patisserie und Eismanufaktur "Sweets" von Natalie Kilgus.
HWK KN / Stefanie Siegmeier
Das Sweets ist von außen mit Graffiti-Kunst geschmückt. Knallbunt ist es auf jeden Fall ein Hingucker in Schenkenzell.

Zuvor hat sie viel Erfahrung und Wissen in Konditoreien und bekannten Sterne-Hotels und -Restaurants gesammelt, etwa als Chef-Patissière im Grand Hotel in Wien oder im Überfahrt am Tegernsee.

Der Start in ihrer alten Heimat glückte auf Anhieb. „Ich wurde teilweise richtig überrannt und war einfach leergekauft“, freut sich Kilgus.



Zurück in die Heimat: Von Wien nach Schenkenzell

Eigentlich habe sie sich in Wien selbständig machen wollen. Doch dann kam Corona und daheim im Hotel ihrer Eltern wurde ihre Hilfe gebraucht. Seitdem hat sich die Sicht der jungen Konditormeisterin gewandelt. „Nachdem ich mir mein halbes Leben nicht mehr vorstellen konnte, noch einmal hier in Schenkenzell zu leben, kann ich mir seit Corona nicht mehr vorstellen, dauerhaft weit weg zu sein“, sagt sie. 

Im eigenen Betrieb nimmt sie lange Arbeitstage in Kauf. Bis zu zwölf Stunden ist sie in der Backstube und im Verkauf aktiv. „Morgens um sieben geht es los“, sagt sie. Jeden Tag entstehen Kuchen und Torten – alles Eigenkreationen oder Familienrezepte. Eis produziert sie ein- bis zweimal pro Woche. 275 Liter waren es zuletzt. Nach etwa elf Stunden sind die Sorten fertig zum Verzehr. Im Winter gibt es vermutlich weniger Eis, plant Kilgus. Auf jeden Fall möchte sie ihre bunten Pralinenkreationen anbieten, wenn die Temperaturen wieder sinken. „Die machen im Sommer einfach keinen Sinn“, sagt die Expertin, die die Schokokügelchen mit Crèmes aus Kaffee-Kirsch, Feige-Sesam oder Cassis-Cointreau füllt.



Konditormeisterin Natalie Kilgus präsentiert einen Eisbecher.
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Das Sweets hat im Sommer eröffnet. Verkaufsschlager ist das selbstgemachte Eis.

 

Handwerkskammer berät junge Konditorin

Unterstützung bekam sie von den Beratern der Handwerkskammer Konstanz. „Von der Handwerkskammer bin ich in meinem ganzen Gründungsprozess sehr gut beraten worden und habe auch an Gründerseminaren teilgenommen. Es ist super, wenn man einfach anrufen und nachfragen kann.“

Melita Zivoder, Gründungsberaterin der Handwerkskammer, hebt den außergewöhnlichen Unternehmergeist der jungen Konditormeisterin hervor: „Natalie Kilgus beweist Mut in diesen Zeiten zu gründen. Aber ihre Idee zeigt, dass sie für ihren Beruf brennt und das ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg.“ Die Manufaktur sei eine Bereicherung für das lokale Nahrungsmittelhandwerk. „Kilgus bringt Talent in die Region.“
 

Süße Kreationen für Hotels und Gastronomie

Gleich neben der Manufaktur hat die 33-Jährige einen kleinen Verkaufsraum und ein Café mit Selbstbedienung und Plätzen auf der Terrasse eingerichtet. Der Verkaufsraum ist hell und lichtdurchflutet, die Backstube mit Glasscheiben abgetrennt. „Mir ist Transparenz wichtig. Die Kunden können sehen, wie ich arbeite“, erklärt Kilgus.  

Außerdem beliefert sie Gastronomie und Hotels in der Region mit ihrem Kuchen, Eis und verschiedensten Dessertvariationen. „Das ist ein wichtiges Standbein“, sagt Kilgus. Workshops für interessierte Gruppen und Unternehmen bietet sie ebenfalls an, um die Handwerkskunst zu zeigen und für das Handwerk zu werben. Auch sollen die Teilnehmer sehen, dass es gar nicht so einfach ist, Pralinen herzustellen.

Schon als Kind in der Backstube

Den Beruf der Konditorin hat sie durch den Film „Chocolat“ für sich entdeckt. Damals war sie neun Jahre alt. Mit 14 Jahren hat sie erste Praktika absolviert. Da sie mit im elterlichen Hotel aufwuchs, lernte sie Hotel- und Gastrobetrieb schon früh von innen kennen und war in der Backstube von Opa und Papa dabei. „Die Abwechslung macht mir an meinem Beruf am meisten Spaß“, sagt sie.
 

Nächste Meisterkurse starten im März 2025

Nahaufnahme von Torte, die gerade mit Schokosauce verziert wird.
HWK KN / Stefanie Siegmeier

Wer sich fit im Bereich Patisserie, Confiserie, Torten und Gestaltung machen und außerdem seine fachtheoretischen Kenntnisse vertiefen möchte, ist in einem Meistervorbereitungskurs für Konditoren bestens aufgehoben.

Der Meistertitel ist auch Voraussetzung für eine Selbständigkeit im Konditorenhandwerk.



Regelmäßige Meistervorbereitungskurse mit anschließender Meisterprüfung bietet die Bildungsakademie Rottweil an. Der nächste Kurs in Teilzeit startet am 10. März. Zur gleichen Zeit beginnt dort auch ein Meistervorbereitungskurs für Bäcker.