Der beste Uhrmachermeister: Marcel Nitzschke.
Oliver Hanser

Bester Uhrmachermeister 2020Marcel Nitschke

Uhrmachermeister Marcel Nitschke, 32 Jahre, aus Tuttlingen (Landkreis Tuttlingen) ist nach wie vor glücklich über seine Berufswahl, schenkt den Details seine ganze Aufmerksamkeit und freut sich, wenn er seltene Stücke wieder auf Vordermann bringen kann.

Der Weg

„Ich wollte schon immer einen traditionellen Beruf erlernen, habe lange gesucht und dann schließlich durch Zufall den Beruf des Uhrmachers für mich entdeckt. Nach einem Praktikum bei unserem ortsansässigen Juwelier begann ich in diesem Betrieb meine Lehre und bin bis heute glücklich mit meiner Entscheidung.

In meinem Ausbildungsbetrieb habe ich eine sehr umfassende Ausbildung genossen, was der große Vorteil eines kleinen Betriebes ist. Nicht nur in der Werkstatt war stets Abwechslung, man musste auch mal zur Beratung in den Laden oder einen Verschluss von einem Kettchen reparieren. Aber genau diese Vielfalt hat mir später vieles erleichtert, wofür ich meinem Ausbildungsbetrieb immer noch sehr dankbar bin.

Meister wollte ich werden, weil es einfach die höchste Qualifikationsstufe in unserem Handwerk ist. Bei mir hat es dennoch einiges an Überzeugungsarbeit gebraucht, bis ich mich letztendlich für den Kurs angemeldet habe. Aufgrund der noch aktuellen Meisterregelung hatte der Meister nicht mehr die zwingende Notwendigkeit für mich. Ich konnte mich aber dann doch dafür begeistern und bin jetzt stolz, den Titel führen zu dürfen.“

Die Herausforderung

„Mein Meisterstück war eine Tischuhr mit einer Datumsanzeige. Im Vergleich zu einigen anderen Meisterstücken unseres Kurses ist meine Uhr technisch eher unspektakulär. Aber in unserem Beruf kann man den Details sehr viel Aufmerksamkeit schenken, wie zum Beispiel der Veredlung aller Bauteile. Ich hatte meinen Fokus eher auf die Details gelegt.

Die größte Herausforderung war natürlich die eigene Einschätzung: Was kann ich in der zur Verfügung stehenden Zeit leisten? Wie setzte ich das alles um? Wieviel Energie möchte und kann ich aufbringen? Während der Planungs- und Konstruktionsphase musste man an das Ganze denken, flexibel sein und sich zu helfen wissen, wenn mal etwas nicht so funktioniert wie erwartet.

Im Blick auf meinen Karriereweg bin ich froh, einen so einzigartigen Beruf erlernt zu haben! Neben den persönlichen Erfahrungen sind natürlich auch die handwerklichen unbezahlbar. Ich war schon oft in der glücklichen Situation, Uhren reparieren zu dürfen, die sehr selten und komplex sind.

Bezüglich meiner Meisterprüfung bin ich natürlich froh, dass alles gut gelaufen ist und wir trotz dieser schwierigen Lockdown-Zeit unsere Projekte weitestgehend abschließen konnten.“

Das Ziel

„In Zukunft wird es immer weniger Uhrmacher geben, und die Nachfrage nach Uhrmachern und Uhrmachermeistern wird steigen. Gerade im Sammler- und Vintage-Bereich suchen Uhrenbesitzer verstärkt den persönlichen Kontakt zu einem unabhängigen Fachmann, dem sie ihre Uhr anvertrauen können. Ich möchte auf meine bisherigen Erfahrungen aufbauen und eventuell ein eigenes Uhrenatelier mit dem Fokus auf Reparaturen und Restaurationen eröffnen.“