
Zahntechniker Jonny Fischer aus Rottweil übt seinen Beruf mit Leidenschaft aus.
Zahntechnikerhandwerk"Menschen ein neues Lächeln schenken"
„Es gibt nichts Schöneres, als dem Patienten ein neues Lächeln schenken zu dürfen“, schwärmt Jonny Fischer von Fischer Zahntechnik in Rottweil über seinen Beruf. Die Zahntechnik, „ein echtes Kunsthandwerk“, wie er sagt, biete eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Hochkonzentriert schichtet Jonny Fischer die weißen Massen mit dem dünnen Pinsel auf den Zahnstumpf des Gipsmodells. Stück für Stück entsteht auf diese Weise eine Keramikkrone. 36 Massen liegen letztlich auf einem Quadratzentimeter übereinander, bis das handwerkliche Meisterwerk fertig ist.
Das ist aber nur die eine Seite. Keine Lobby zu haben und seit 20 Jahren preisgebunden zu sein, die andere. „Bei den explodierenden Preisen und den Lieferengpässen ist das richtig schwierig. Und dann noch die Digitalisierung, ohne die wir, großen Laboren gegenüber, einfach abgehängt werden“, kommt da noch hinzu. „Beim Optiker ist die Werbung klar und deutlich. Bei uns steht meist der Zahnarzt dazwischen. Wir rechnen ja auch nicht direkt mit den Patienten ab, sondern das läuft ebenfalls über die Zahnarztpraxis“, erklärt Fischer.
Ein echter Konkurrent sei zudem der Zahnersatz aus China. „Da können wir hier preislich keinesfalls mithalten. Das Produkt wird um die halbe Welt geflogen oder fällt nur aus der Maschine“, sagt er. Mit Handwerk habe das nur wenig zu tun.
Attraktive Ausbildung
„Wir haben ein super tolles Team. Und man merkt, dass Handwerk wieder sexy wird. Wir haben auch zwei aktive Auszubildende und die Stelle für September ist bereits besetzt. Das ist eine ehemalige Praktikantin von uns“, freut sich Fischer. Dass die Ausbildung dreieinhalb Jahre dauert, „länger als ein Bachelor-Studiengang“, schreckt vielleicht ab, ist aber bei den komplexen Abläufen sinnvoll. „Die Berufsschule ist zudem in Karlsruhe, das muss man finanziell erst mal wuppen“, ergänzt Fischer.
Nichtsdestotrotz sei der Beruf des Zahntechnikers sehr zu empfehlen. „Das Schönste ist, dass man den Patienten glücklich machen, und ihm im besten Fall ein neues Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Die perfekte Zahntechnik ist für den Betrachter allerdings unsichtbar. Und das soll sie ja auch sein“, sagt Jonny Fischer, bedauert aber zugleich, dass man deswegen als Zahntechniker eine Art „Schattenwesen“ sei. „Es sagt ja keiner, wow hast Du tolle neue Zähne, so wie man das bei einer neuen Brille oder Frisur tut“, erklärt er. Aber dennoch: Der Zahntechniker könne dafür sorgen, dass Menschen sich wieder wohlfühlen können.
Beruf vor großen Herausforderungen
„Jeder Patient ist anders. Jeder Auftrag ist anders und es gibt immer wieder neue Herausforderungen“. Jonny Fischer ist glücklich den Beruf gewählt zu haben, den er seit knapp 20 Jahren ausübt. Eine Maxime für ihn ist unbedingte Qualität. Doch der Spaß am Handwerk werde immer wieder eingebremst. „Durch die Preisbindung haben wir keinen Spielraum.“ Zudem musste auch er Digitalisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das habe den Betrieb einiges gekostet.
Auch die MDR-Regelung, die besagt, alles dokumentieren zu müssen, raube Zeit. „Es gibt einfach keine Spielräume und das Brot-und-Butter-Geschäft wird ins Ausland verlagert“, sagt er. Da brauche man schon starke Nerven, um all dies durchzuhalten. Bewusstsein für die Arbeit zu schaffen sei wichtig. „Ein Zahn ist in einer Stunde runtergeschliffen, aber es braucht Tage, ihn wieder aufzubauen“, sagt Jonny Fischer.
Zehn Mitarbeiter zählt die Fischer Zahntechnik in Rottweil, die Florian Fischer vor mehr als 30 Jahren gegründet hat. „Der Beruf birgt unendlich viele Entfaltungschancen und ist in einem steten Wandel“, so Fischer.
Und welche Voraussetzungen sollte man erfüllen, um den Beruf ausüben zu können? „Man sollte Geduld haben, großen Wert auf Präzision und Qualität legen, Menschen glücklich machen mögen und Handwerk lieben“, so Fischer. Die Abwechslung sei garantiert. Sich ständig weiterzuentwickeln, „dazu zwingt die Zahntechnik“, betont Jonny Fischer, der die Zahntechnik als „einen der schönsten Berufe überhaupt“ bezeichnet.
Hintergrund: Gesundheitshandwerke
Die Gesundheitshandwerke in Deutschland, wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker und Orthopädietechniker und -schuhmacher, leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Ihre Produkte und Dienstleistungen sind individuell angepasst und machen ihren Kunden das Leben wieder angenehmer. Laut Zentralverband des Deutschen Handwerksgibt es rund 26.000 Betriebe in Deutschland, die etwa 190.000 Menschen beschäftigen. Im Kammerbezirk gibt es über 280 Betriebe.