Go for EuropeMit dem Handwerk ins Ausland
In einem fremden Land leben, eine neue Kultur kennenlernen – und gleichzeitig wertvolle Berufserfahrung sammeln: Das ist dank des Projekts Go for europe für Auszubildende im Handwerk möglich. Teilnehmen können junge Handwerkerinnen und Handwerker aus Baden-Württemberg, die sich mindestens im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung befinden.
Die Betriebspraktika, die in verschiedenen Ländern Europas stattfinden, dauern vier Wochen. Neben der Arbeit in einem Handwerksunternehmen steht bei dem Auslandsaufenthalt auch ein Sprachkurs auf dem Programm. Bei der Vorbereitung und Organisation erhalten die Auszubildenden, und auch ihre Betriebe, Unterstützung von Projektleiter Jannik Clauß.
Gut vorbereitet und bestens betreut
„Bevor die Auszubildenden in die Auslandspraktika starten, bereiten wir sie in einem Seminar auf die kulturellen Besonderheiten in den einzelnen Ländern vor“, erzählt Jannik Clauß. Während des Praktikums sei er jederzeit Ansprechpartner für die Auszubildenden und besuche diese auch zur Halbzeit vor Ort.
Um die Sprache und Kultur des besuchten Landes noch besser kennenzulernen, werden die Auszubildenden oft in Gastfamilien untergebracht. In manchen Ländern, wie Italien und Tschechien, haben die Projektverantwortlichen Selbstversorgerunterkünfte angemietet, in denen die Auszubildenden in Wohngemeinschaften unterkommen.
„Durch das Projekt Go for europe können junge Handwerkerinnen und Handwerker im Ausland wertvolle Berufserfahrungen sammeln und sich persönlich stark weiterentwickeln“, sagt Peter Friedrich, Leiter von Handwerk International Baden-Württemberg in Stuttgart, wo das Projekt angesiedelt ist. Gleichzeitig profitierten auch die Ausbildungsbetriebe von den neu erlernten Arbeitstechniken und Erfahrungen. „Go for Europe zeigt, dass eine Karriere im Handwerk in vielen Gewerken die Chance eröffnet, auf der ganzen Welt als qualifizierte Fachkraft zu arbeiten“, sagt Peter Friedrich.
Besonders beliebt sei das Auslandsprogramm in Gewerken wie Schreiner, Konditor oder Anlagenmechaniker SHK, aber auch Nachwuchshandwerker aus Berufen wie Orthopädietechnik-Mechaniker, Augenoptiker, Raumausstatter oder Kaufleute für Büromanagement nehmen gerne teil.
Bewerbungen noch bis 2. Juni möglich
Die nächsten Auslandsaufenthalte starten im September 2024. Auszubildende können sich bis zum 2. Juni für ein Praktikum in Irland, Österreich, Italien, Spanien, Tschechien und Griechenland bewerben.
Finanziell gefördert werden die Auslandsaufenthalte durch das EU-Berufsbildungsprogramm Erasmus+. Dadurch liegt der Eigenanteil je nach Land nur zwischen 100 und 300 Euro. Auch Gesellen, deren Abschlussprüfung nicht länger als 12 Monate zurückliegt, können mit der Erasmus-Förderung an einem Auslandspraktikum teilnehmen.
Das Projekt Go.for.europe wird unterstützt durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
„So viel Neues gelernt“
In Aichhalden absolviert Alicia Feuchter eine Schreiner-Ausbildung bei Nübel Holz und Form, einem topmodern ausgestatteten Betrieb mit Hightech-Maschinenpark. Bei ihrem Auslandspraktikum im April 2023 in der irischen Kleinstadt Tralee lernte sie das komplette Gegenteil kennen. „Ich kam in eine kleine Schreinerei, die eigentlich eher eine große Garage war“, erzählt die 21-Jährige. „Das Team bestand aus Vater und Sohn. Die beiden stellten fast ausschließlich Treppen aus Massivholz her.“ Für Alicia Feuchter war die viele Arbeit mit Massivholz komplettes Neuland – „und in den ersten Tagen auch ganz schön anstrengend“, räumt sie ein. Neu war für sie auch die Arbeitszeit von neun bis 18 Uhr, die von zahlreichen Teepausen unterbrochen wurde.
Nach Feierabend traf sich Alicia Feuchter oft mit zwei anderen Auszubildenden, die ebenfalls ein Auslandspraktikum in Tralee absolvierten.
Aber auch in ihrer Gastfamilie fand sie schnell Anschluss: „Meine Gastfamilie hätte ich mir nicht besser vorstellen können“, schwärmt sie. „Sie haben mich direkt toll aufgenommen und auch viele Ausflüge mit mir unternommen. Dadurch habe ich mich schnell heimisch gefühlt.“ Ohnehin war Irland der angehenden Schreinerin bereits bekannt. „Ich war schon zweimal als Au Pair in Irland und fand es dort traumhaft schön: Die Leute sind sehr nett und offen. Und die Natur hat jede Menge zu bieten – Klippen mit wunderschöner Aussicht und alles ist so unglaublich grün.“
Alicia Feuchter zieht ein durchweg positives Resümee ihres Auslandsaufenthalts. Nicht nur, dass sich ihr Englisch deutlich verbessert habe, auch von den persönlichen und fachlichen Erfahrungen profitiere sie bis heute. „Ich kann Go for Europe allen Auszubildenden im Handwerk wärmstens empfehlen. Alles war extrem gut organisiert und es wurde sich von Anfang an richtig gut um uns gekümmert.“