Schreinermeister Nico Mager in seiner Werkstatt an der Kreissäge.
HWK KN / Stefanie Siegmeier
Nico Mager ist froh, dass die Nachfolge geklärt ist. Jetzt ist er Inhaber der Schreinerei Bühler in Spaichingen. Nach dem Tod des Betriebsinhabers fehlten wichtige Dokumente für die Übernahme.

Digitale NotfallaktePlötzlich Betriebsinhaber

Die Zukunftsplanung schien perfekt. Nachdem er seine Meisterprüfung absolviert hatte, suchte Schreinermeister Nico Mager aus Zimmern o. R. einen Betrieb, den er in den nächsten Jahren übernehmen konnte. In Spaichingen wurde er fündig und bei der Schreinerei Bühler Ende 2022 bereits als Nachfolger angestellt. Der Chef wollte ihm den Betrieb sukzessive, spätestens nach vier Jahren, übergeben. Stück für Stück sollte er mehr Verantwortung übernehmen. Die Arbeit gefiel Nico Mager. Die Zusammenarbeit klappte gut und für die Zukunft war ja – zumindest mündlich – alles geregelt. Doch dann verunglückte der Chef im Herbst 2023 tödlich.

Übernahme mit Hindernissen

„Ich war gerade in den Flitterwochen, als ich davon erfuhr. Ich war davor schon für alles zuständig. Wir hatten vereinbart, nach dem Urlaub ins Kaufmännische einzusteigen“, erinnert sich der 29-Jährige. Doch durch den Tod des Betriebsinhabers wurden die Pläne jäh durchkreuzt. Es war eine schwierige Entscheidung für Nico Mager. „Soll ich oder soll ich nicht“, mit diesem Gedanken beschäftigte er sich in den darauf folgenden Tagen. Schließlich nutzte er die Chance, den Betrieb wie geplant zu übernehmen - mit all der zusätzlichen Arbeit, die damit verbunden war. Unterstützt wurde er dabei von Dennis Schäuble, Fachbereichsleiter des Unternehmensservice bei der Handwerkskammer Konstanz.

Trotzdem dauerte alles seine Zeit: „Ich konnte den Betrieb mit neuer Gewerbeanmeldung und Businessplan nach zweieinhalb Monaten übernehmen“, sagt Mager erleichtert. Bis alles rechtlich geklärt war, musste er jede Menge Dokumente bei Behörden, Banken und Versicherungen auf den neusten Stand bringen. „Deshalb ist es wichtig, bereits bei Gründung oder Übernahme einen Notfallplan zu erstellen“, betont Dennis Schäuble.

Digitale Notfallakte hilft bei der Organisation

Um auch bei schweren Schicksalsschlägen wie Unfall, Krankheit oder Tod vorbereitet zu sein, können Betriebsinhaber bei der Handwerkskammer eine Notfallakte anfordern. Das ist eine Datei, in der alle wichtigen Dokumente und Informationen gebündelt hinterlegt werden können.

Hundert Seiten umfasst das digitale Notfallhandbuch und ist für die Betriebe ein Leitfaden, durch den alle wichtigen Fragen zum Unternehmen und zur Nachfolge beantwortet werden können, sollte dem Betriebsinhaber etwas zustoßen. Voraussetzung dafür ist, dass der Betriebsinhaber oder andere Verantwortliche hier das Wichtigste dokumentiert haben. Die Datei umfasst ein Risiko-Management-System und hält die rechtliche Nachfolge fest, sowie den Erbschein, Vollmachten für Banken und Informationen zu Immobilien. So wird die Handlungsfähigkeit des Betriebs gewährleitstet.

Vorsorge sichert die Liquidität 

„Es ist wirklich wichtig, dass man sich zeitnah mit dem Thema auseinandersetzt, denn wenn nichts aufgeschrieben ist, dann ist es für Hinterbliebene, aber unter Umständen auch für die Mitarbeitenden des Betriebs, schwer“, weiß Schäuble. Beispielsweise sperren Banken, das Konto von Verstorbenen bis das Erbe geklärt ist. „Da kann schon mal kurz alles ins Schlingern geraten, wenn es keine entsprechenden Bankvollmachten gibt“, weiß der Berater. Denn Angestellte und Lieferanten sollten trotzdem ihr Geld erhalten.

„Wenn es ein Testament gibt, ist es wichtig zu wissen, wo dieses aufbewahrt wird“, sagt Schäuble. Alles zusammenzutragen und zu dokumentieren sei zwar zunächst ein zeitlich hoher Aufwand, doch: „Im Notfall ist das Schriftstück Gold wert. Auch über ein Unternehmertestament sollten sich Gründer und Übernehmende rechtzeitig Gedanken machen“, ergänzt Schäuble. Die Beratung, auch in rechtlichen Angelegenheiten, ist bei der Kammer für Mitgliedsbetriebe kostenlos.

Eigenen Betrieb gut aufstellen

Nico Mager ist derweil froh, dass die Übernahme dank Unterstützung der Kammer und seiner Familie gut gelungen ist. „Das ist ein guter Service, der eine Menge Papierkram erspart“, lobt er die Hilfe des Unternehmensservice. Bei der Gelegenheit habe er seinen Betrieb auch gleich digitalisiert. „Das war ein wichtiger Schritt“, resümiert er. Nun ist er auf der Suche nach weiteren Mitarbeitenden für den Betrieb, der sämtliche Schreinerarbeiten von der Bauschreinerei über Fenster und Türen bis hin zum Möbelbau ausführt. „Der Möbelbau ist ein Traum von mir, aber jetzt muss erst mal Geld verdient werden“, sagt er voller Tatendrang.

Nachdem die Basics erledigt sind, widmet sich Nico Mager dem nächsten Thema: „Wir müssen unbedingt sichtbar werden“, sagt er. Die Homepage, aber auch die Auftritte über Social Media seien in Vorbereitung. In den nächsten Wochen will er hier starten und die Bekanntheit seines Betriebes erhöhen.

Die digitale Notfallakte

Die digitale Notfallakte kann von Mitgliedsbetrieben kostenlos bei der Handwerkskammer angefordert werden. Sie erhalten sie per E-Mail oder auf einem USB-Stick. In der Datei finden sich Vordrucke für wichtige Dokumente für private und geschäftliche Angelegenheiten. Betriebsinhaber können hier beispielsweise hinterlegen, wer den Betrieb weiterführen soll, wer benachrichtigt werden soll, wer was erbt und welcher Rechtsanwalt die Angelegenheit vertritt. Darüber hinaus gibt es Listen, mit deren Hilfe Bankverbindungen, IT-Passwörter, Vollmachten aber auch eine Auflistung von Kunden und Lieferanten sowie Verbindlichkeiten oder Verträge hinterlegt werden können.

Ihr Ansprechpartner

Portrait von Dennis Schäuble

Dennis Schäuble

Unternehmensservice
Fachbereichsleitung

Tel. 07531 205-379

Fax 07531 205-6379

dennis.schaeuble--at--hwk-konstanz.de