Nachhaltigkeit im HandwerkReparieren statt wegwerfen
Rote Pumps, oder doch lieber weiße Sneaker, die schwarzen Halbschuhe, oder Sandalen – beim Thema Schuhe schlagen die Herzen vieler Menschen höher. In der Schuhmacherwerkstatt von Karl-Heinz Auch in der Bruderschaftsgasse in Rottweil sind viele Schuhe – rote, blaue, Brauen und gelbe, mit Absatz und ohne – im Regal feinsäuberlich aufgereiht. Mit entsprechendem Reparaturzettel versehen, warten sie, bis sie an der Reihe sind, „denn man kann fast jeden Schuh reparieren“, betont der Schuhmachermeister, dessen Handwerk in seiner Familie Tradition hat. Karl-Heinz Auch ist bereits in dritter Generation Schuhmacher. Und schon als Kind stand er beim Großvater und Vater in der Werkstatt und half eifrig mit – und die Arbeit begeisterte ihn schon damals.
Schuhwerk zeigt Probleme an
Dass gutes Schuhwerk nicht nur hübsch, sondern auch wichtig für das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit ist, das hat er bereits in Kindertagen gelernt. Deswegen war für ihn auch immer klar, selbst das Schuhmacherhandwerk zu erlernen – nicht zuletzt natürlich auch, weil es einer der nachhaltigsten Handwerksberufe ist. Gewiss ist man als Schuhmacher heute meist mehr Reparateur als wirklicher Schuhmacher, „dennoch sieht man bei Kunden, die öfter kommen schnell, wo der Schuh drückt, man kann wieder für den richtigen Auftritt sorgen“, sagt er lachend. Er sei auf diese Weise auch eine Art Fährtenleser und könne schnell erkennen, welche Probleme den jeweiligen Schuhträger plagen. Dieser Dienst an den Kunden macht ihm Spaß. Und wenn diese seine Arbeit, dann auch noch mit einem Lächeln belohnen, dann schlägt auch Karl-Heinz Auch das Herz höher.
Lieblingsschuhe sollen lange halten
Mit den richtigen Materialien – und auf die legt der Schuhmachermeister besonderen Wert – kann man dafür sorgen, dass das Schuhwerk ein langes Leben hat. Früher hatten die Leute ein, oder maximal zwei Paar Schuhe, da diese, bevor sie zur Industrieware wurden, in Handarbeit hergestellt wurden. Das war teuer. Und so wurden sie immer wieder repariert.
„Das nutzen heute zum Glück sehr viele Leute. Und die Reparatur macht die Schuhe wie neu, oder sogar besser“, ist er überzeugt. Hochwertige Sohlen, beispielsweise aus geschreddertem Altplastik oder aus Leder aus der Region leisten hier gute Dienste. „Manche bringen ihre Schuhe über viele Jahre immer wieder, um sie neu besohlen, Druckstellen entfernen oder die eine oder andere Naht erneuern zu lassen. „Man kann hier eine Menge tun und die Leute auch glücklich machen, weil sie ihre Lieblingsschuhe über viele Jahre tragen können“, erzählt Auch, und im Gespräch ist die Leidenschaft für sein Handwerk deutlich rauszuhören. „Die Arbeit macht sehr viel Spaß, weil man dem Kunden das Wohlbefinden erhalten, oder zurückgeben kann“, sagt er.
Beruf mit Zukunft
Bedauerlich sei, dass es kaum noch Schuhmacher gibt. „Es will sich heute leider keiner mehr die Finger schmutzig machen, dabei ist auch der Schuhmacherberuf ein Beruf mit Zukunft. Zwar nicht mit der Schuhmacherei an sich, sondern vielmehr im Bereich der Orthopädie“, informiert er. Tagtäglich kommen Menschen zu ihm, die sich orthopädische Einlagen anmessen lassen. „Und das erfordert präzises Arbeiten, denn die Krankenkassen stellen hier hohe Anforderungen. Man muss sich auf diesem Gebiet stetig fortbilden“, so Auch, der mit seiner Familie auf mittlerweile 90 Jahre Schuhmachertradition zurückblickt. Im nächsten Jahr feiert Auch das 30-jährige Bestehen seiner Werkstatt in Rottweil. Und auch die Kunden freuen sich, dass er immer eine Lösung parat hat. „Ich habe wirklich gestaunt, was man alles machen kann und dass ein guter Schuh eine gute Basis für eine spätere Reparatur ist“, erzählt Kundin Anneliese Grimm begeistert.
Auch für die Fastnacht aktiv
Neben den Reparaturen und den Orthopädischen Einlagen hat Karl-Heinz Auch noch ein weiteres Standbein; das Fastnachtshandwerk, das in Rottweil einen ganz besonderen Stellenwert hat. Für die Peitschen stellt er den Zwick her. Dafür hat er einer ausgedienten Schnürsenkelfabrik sogar die Maschinen abgekauft. Lange hat er getüftelt, welches die beste Zusammensetzung für den Zwick ist, damit die Peitsche am Ende auch gut knallt. Verwendet wird dafür übrigens biozertifizierte Baumwolle. Nächtelang habe er sich den Kopf zerbrochen über das „Geheimrezept“. Heute stehen Jung und Alt in der Fünften Jahreszeit bei ihm Schlange, um den besten Zwick zu bekommen. „Auch das ist Handwerk“, sagt er und macht einmal mehr deutlich, dass der Beruf nicht nur nachhaltig, sondern zugleich auch unglaublich vielseitig sein kann.