Bester Bäckermeister 2020Simon Rapp
Bäckermeister Simon Rapp, 28 Jahre, aus Horb-Talheim (Landkreis Freudenstadt) setzt eine Familientradition fort und brachte für seine Meisterprüfung unerschrocken die Wildnis in die Backstube.
Der Weg
„Schon als kleiner Junge habe ich oft mit meiner Mutter und meiner Oma gebacken, meist Rührkuchen oder Zopfbrot. Dass sich aus dem Spaß am Backen und Kochen ein Beruf für mich entwickeln könnte, war zu dem Zeitpunkt noch nicht ersichtlich. Nach meinem Realschulabschluss wollte ich zuerst mein Fachabitur machen, habe dann aber im Praktikum gemerkt, dass mir Arbeiten mehr Spaß macht, als die Schulbank zu drücken. Unser Bäcker im Ort hat damals eine Aushilfe gesucht, und nach ein paar Wochen bot er mir eine Ausbildung an. Die konnte ich dank meiner Realschule und der Noten während der Berufsschule auf zwei Jahre verkürzen. Damit gehörte ich dann zur zweiten Generation der Bäcker in meiner Familie: Bereits zwei meiner Onkel sind ausgebildete Bäcker bzw. Konditoren.
Nach meiner Ausbildung wechselte ich in mittelständische und größere Betriebe, teilweise auch außerhalb des Landkreises, um etwas Erfahrung zu sammeln und mich weiterzubilden. Durch die unterschiedlichen Größen der Betriebe konnte ich viele Eindrücke gewinnen und herausfinden, was besser zu mir und meiner Arbeitsphilosophie passt.
Für mich war schon immer klar, dass ich auf dem Beruf, der mir unheimlich Spaß macht, aufbauen möchte, also war der Meister für mich der logische nächste Schritt. Eigentlich wollte ich danach zum Wirtschaftskontrolldienst, habe mich dann aber doch dazu entschlossen, im aktiven Handwerk zu bleiben und die gewonnenen Erfahrungen weiter zu vertiefen und neue zu schaffen.
Am meisten gereizt hat mich, dass man als Meister im Betrieb vielseitig einsetzbar ist. Man kann alle Aufgaben abdecken, wenn man sich in etwas hineinarbeitet und vor Neuem nicht zurückschreckt.
Genau diese Vielfältigkeit liebe ich an meinem Beruf: Man kann sich kreativ austoben und Neues schaffen. Und es gibt einem ein tolles Gefühl, positives Feedback oder einfach mal konstruktive Kritik von den Kunden zu bekommen. Denn nur damit kann man auch immer weiter lernen und sich stetig verbessern.“
Die Herausforderung
„Mein Meisterstück trug den Titel ‚Die Wildnis des Waldes, für die Backstube gezähmt‘. Bereits am ersten Tag der Arbeitsprobe waren meine Produkte sowohl optisch als auch inhaltlich voll auf den heimischen Wald getrimmt. Die besondere Herausforderung dabei war, ungewöhnliche Zutaten wie zum Beispiel Gewürze zu finden, um sie dann in die Rezepte einzuflechten. Und natürlich war es auch etwas Tolles und Spaßiges, die ganzen verwendeten Zutaten dann weiterzuverarbeiten, ob als Konfitüre oder als reine Zutat im Gebäck bzw. als Veredelung. So war zum Beispiel meine Brezel mit Buchenrauchsalz bestreut anstelle des grobkörnigen Brezelsalzes.
Schwierig war für mich der Konditorteil der Prüfung, da ich außer hobbymäßig zuhause eher selten in der Konditorei tätig war. Das erfordert viel Feingefühl. Buttercreme und Schokolade brauchen zum Beispiel eine ganz andere Umgebungstemperatur als Teig, der in der Wärme erst reift.
In Vorbereitung der Prüfung war ich etwa neun Monate am Sammeln, Kochen und Planen, damit alles zur Prüfung bereit ist. Währenddessen ist man natürlich angespannt und aufgeregt, freut sich aber auch auf den Tag, auf den man hinarbeitet.
Besonders stolz bin ich darauf, das Ganze noch neben dem Beruf bzw. mit Nebenjob gemacht und dabei nicht den Mut oder den Spaß verloren zu haben – wobei viel Unterstützung von meiner Frau kam, die immer hinter mir stand.
Stolz bin ich natürlich auch, dass ich mein Thema komplett durchgezogen habe, vom Layout der Meistermappe bis hin zur Dekoration des Meisterstück-Tisches. Ich habe dabei den roten Faden nicht aus dem Blick verloren und bin mir selbst immer treu geblieben.“
Das Ziel
„Ich möchte nun erst einmal weiter als Bäckermeister tätig sein. Was die Zukunft bringt, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber durch den Titel eröffnen sich einem viele Möglichkeiten, sich auch außerhalb des eigentlichen Berufsfeldes fortzubilden – sollte ich das jemals wünschen oder es erforderlich sein.“