Warum die Technik von morgen großes Potenzial fürs Handwerk birgtSmart Home - das Haus denkt mit
Häuser, die mitdenken, erfordern ein fein orchestriertes Zusammenspiel von Technik und Handwerk. Ob Lautsprecher, die in Wohnzimmer-Möbeln integriert sind oder Küchenlampen, die sich über eine App steuern lassen – das Smart Home kommt nicht ohne Handwerk aus. Und genau darin, so Peter Schürmann, Technologieberater der Handwerkskammer Konstanz, liege eine große Chance. „Schließlich braucht es für diese Arbeiten echte Handwerksspezialisten.“
Wie groß das Wachstumspotenzial im Bereich Smart Home tatsächlich ist, hat Steffen Häusler vom Fachverband Elektro- und Informationstechnik bei einer Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Digitale Welt im Handwerk“ veranschaulicht. „Derzeit sind nur etwa 20 Prozent des Markts für Smart-Home-Anwendungen aktiviert“, sagte er.
Technik im Smarthome über Smartphone steuerbar
Die Grundlage für Gebäude, die mitdenken, ist die Elektroinstallation. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn es darum geht, Heizung, Home-Entertainment, Rollläden oder Zutrittskontrollen an Haustüren über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets zu steuern. So kann Licht entweder über Präsenz- oder über Bewegungsmelder gesteuert werden, Schalter könnten komplett wegfallen. Je nach Tageslicht passt sich die Beleuchtungsstärke automatisch an und könnte sich über die Koppelung an Selftracking-Instrumente, wie zum Beispiel einer Smart-Watch, auch an die Stimmung der Hausbewohner anpassen. Künftig wird laut Steffen Häusler auch die Sprach- und Gestensteuerung zunehmend eingesetzt. „Dieser Bereich wächst gerade enorm und wird zukünftig auch bei der Gebäudetechnik verwendet“, so der technische Berater.
Ein weiteres Wachstumsfeld bieten laut Steffen Häusler so genannte Smart Meter, also intelligente Strom-, Wasser-, Gas- oder Wärmemengen-Zähler. Diese informieren Unternehmer bzw. Bewohner, wie viel Energie zu welchem Zeitpunkt verbraucht wird. Gleichzeitig können die Zähler selbständig mit dem Netzbetreiber kommunizieren und auch ein Energiemanagement unterstützen. „Dadurch profitieren Netzbetreiber, die das Geld für den Ausbau ihrer Netze zur Bewältigung von Netzschwankungen durch Lastspitzen einsparen könnten“, sagte Steffen Häusler. Aber auch Privatpersonen ziehen Nutzen daraus: Denn Smart Meter sollen zukünftig automatisiert immer dann Strom aus dem Netz beziehen, wenn dieser am günstigsten ist.
Geräte, die den Stromfluss digital steuern und mit dem Stromnetz kommunizieren können tragen die Kennzeichnung „SG-ready“, wobei die Abkürzung für „Smart Grid ready“ steht. Diese Geräte sind in der Lage, sich in intelligente Stromnetze, so genannte Smart Grids, einzuklinken. Hauseigentümer, die mit einer Photovoltaik-Anlage selbst Strom erzeugen und ihr Haus über eine Wärmepumpe mit dem Label „SG-ready“ heizen, können so ihre Solarstromnutzung dem tatsächlichen Bedarf anpassen. Ab nächstem Jahr ist der Einbau solcher intelligenten Messsysteme in Neubauten gesetzlich vorgeschrieben. Die Umsetzung erfolgt in Stufen bis ins Jahr 2032 und wird kleine Verbraucher erst verzögert betreffen.
Netzbetreiber vergüten Nutzung privater Energiespeicher
Auch Energiespeicher können Teil eines Smart Grids sein. Je nach Angebot und Nachfrage wird die Energie gespeichert und entladen. Für den Netzbetreiber sind solche private Speicher unverzichtbar, um sein Stromnetz zu stabilisieren. Dafür könnten Besitzer eine Vergütung erhalten.
Ein weiterer Vorteil von Smart-Home-Anwendungen liegt nach Ansicht von Steffen Häusler in der Fernwartung. „Wenn zum Beispiel ein Fehler im Heizsystem auftritt, meldet sich dies selbst beim Handwerker, der möglicherweise das Problem dann auch aus der Ferne beheben kann.“
Um das Handwerk frühzeitig in die technologischen Entwicklungen einzubinden, hat der Fachverband Elektro- und Informationstechnik im November ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Schreinerhandwerksverband Baden-Württemberg gestartet. Bis Mitte 2018 sollen neue Geschäftsmodelle im Bereich smarter Anwendungen für Bauteile und Möbel entwickelt werden. „Der Markt ist sehr stark im Wandel“, betonte Steffen Häusler zum Abschluss seines Vortrags, „da ist es wichtig, dass wir frühzeitig eigene gute Ideen entwickeln.“
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