Statement zur Bundestagswahl 2025Vor der Wahl: Forderungen des Vorstands
Das erwartet das Handwerk zur Bundestagswahl 2025.

Abstimmung bei der 115. Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz, Bildungsakademie Singen, 06.12.2024
Werner Rottler, Schornsteinfegermeister, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, aus Villingen-Schwenningen
„Wir stecken zu viel Zeit in Bürokratie, in Dokumentationen und Anträge. Statt unseren eigentlichen Job zu machen und auf der Baustelle, in der Werkstatt oder im Salon zu arbeiten, verbringen wir viel Zeit am Schreibtisch. Das sorgt für Frust. Insgesamt reduziert sich dadurch die Zeit für neue Aufträge. Eine schlanke, digitale Verwaltung würde viele Ressourcen freisetzen, die wir in unser Kerngeschäft stecken könnten. Die Politik muss sich wieder stärker am Mittelstand ausrichten, an den kleinen und mittleren Unternehmen. Das Handwerk verdient einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft. Vieles läuft nur, weil wir mit unseren Dienstleistungen und Produkten das Land am Laufen halten.“
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Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz
„Bildung muss den Stellenwert bekommen, den sie verdient. Investitionen in Bildungshäuser und Auszubildende sind Investitionen in die Zukunft unseres Landes. Dazu gehört die finanzielle Unterstützung handwerklicher Bildungsstätten, um den erheblichen Investitionsstau aufzulösen und wettbewerbsfähige Ausbildung anzubieten. Außerdem sollten begabte, begeisterte Handwerker von einem finanziell aufgestockten Stipendienprogramm profitieren, damit sie ihre Exzellenz verbessern können – unabhängig von den eigenen finanziellen Möglichkeiten. Zeitgleich benötigen Auszubildende mit Lerndefiziten eine gezielte Förderung. Manchmal braucht es ein wenig mehr Unterstützung und Vertrauen in die Fähigkeiten, damit man sein Potenzial entfalten kann.“
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Ralf Rapp, Elektroinstallateurmeister, Vize-Präsident, Vertreter der Selbständigen, aus Epfendorf
„Das Handwerk ist vielfältig – das zeigt sich nicht nur in den unterschiedlichen Berufen, sondern auch anhand der Menschen, die hier arbeiten. Weltoffenheit und Toleranz sind unverzichtbare Voraussetzung für einen attraktiven Wirtschafts- und Beschäftigungsstandort Deutschland. In vielen Betrieben sind Auszubildende und Fachkräfte aus Drittstaaten unverzichtbare Teammitglieder. Wir brauchen unbürokratische Unterstützung, damit wir unsere Mitarbeiter halten können.“
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Claus Aberle, Kraftfahrzeugmechaniker, Vize-Präsident, Vertreter der Arbeitnehmer, aus Rielasingen-Worblingen
„Handwerk ist Zukunft und dass muss sich auch in der Bildungspolitik widerspiegeln. Die Berufsorientierung sollte dementsprechend verpflichtend an allen Schulen in Deutschland angeboten werden. So bekommen Schülerinnen und Schüler schon früh einen Einblick in die unterschiedlichen Gewerke. Auch auf die Karrieremöglichkeiten sollte hingewiesen werden. Umfragen zeigen, dass die Handwerker am zufriedensten sind. Wie erfüllend es sein kann, was mit den Händen zu schaffen, sollten Jugendliche selbst erfahren können.“
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Carmen Riedmüller, Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeisterin, Vertreterin der Selbständigen aus Moos
„Viele wissen nicht, dass auch im Handwerk große Karrieren beginnen. Das Wissen, das Handwerker während ihrer Ausbildung bis zum Meister erlangen, ist riesig. Danach gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Kenntnisse zu vertiefen, sich zu spezialisieren und weiterzuentwickeln. Der Titel ‚Bachelor professional‘ ist ein Schritt, um berufliche und akademische Bildung gleichzusetzen. Doch wir wünschen uns, dass das auch gesetzlich verankert wird. Wir brauchen in beiden Bereichen Experten, damit unser Land zukunftsfähig bleibt. Der Meistertitel ist eine Garantie für Verbraucherschutz, Ausbildungssicherung und Gefahrenprävention. Den Titel zu stärken, stärkt die Qualität der handwerklichen Leistung.“
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Sandra Schneider, Gebäudereinigerin, Vertreterin der Arbeitnehmer aus Singen
„Viele Frauen machen um das Handwerk einen Bogen, weil die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hier oft noch schwierig ist. Um das Potential der Frauen im Handwerk auszuschöpfen, müssen sich die Arbeitsbedingungen ändern. Schwangerschaft und Mutterschaft sollten besser abgesichert werden, damit Frauen sich fürs Handwerk und die Selbständigkeit entscheiden.“
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Thomas Hartmann, Feinwerkmechanikermeister, Vertreter der Selbständigen aus Oberndorf
„Das Handwerk ist finanziell an der Belastungsgrenze. Die Gestaltungsspielräume der einzelnen Betriebe werden immer kleiner. Durch eine Entlastung bei Steuern und die Senkung von Energiepreisen könnten nötige Investitionen in Digitalisierung und Innovationen getätigt werden. Ein wichtiger Schub, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das auch auf europäischer und internationaler Ebene.“
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Michael Eichkorn, Elektrotechnikermeister, Vertreter der Selbständigen aus Brigachtal
„Das Handwerk ist innovativ und zukunftsfähig, braucht aber Unterstützung. Finanziell können wir die Herausforderungen nicht alleine stemmen. Es besteht ein klarer Bedarf an Weiterentwicklung in den Bereichen Robotik, Künstliche Intelligenz (KI) und Nachhaltigkeit, die für die Zukunftsfähigkeit des Handwerks entscheidend sind. Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand muss dafür ausgebaut werden. Der Fokus der Innovationspolitik muss stärker auf Mittelstand und Handwerk ausgerichtet werden.“
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Björn Adler, Karosseriesattler, Vertreter der Arbeitnehmer aus Villingen-Schwenningen
„Das Handwerk ist fest in unserer Region verankert, sichert zahlreiche Arbeitsplätze und versorgt die Bevölkerung. Es darf nicht ins Abseits geraten. Eine gute Erreichbarkeit muss sowohl in Städten als auch im ländlichen Raum gewährleistet sein. Um Auszubildende zu unterstützen, sollte ein Azubi-Ticket eingeführt werden, das ihnen den Zugang zu Bildungsstätten und Betrieben mit dem öffentlichen Nahverkehr erleichtert. Ebenso ist bezahlbarer Wohnraum am Ausbildungsort unverzichtbar. Ohne diese Maßnahmen wird es zunehmend schwieriger, Ausbildungsplätze zu besetzen und das Handwerk nachhaltig zu stärken.“
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Lothar Heer, Schreinermeister, Vertreter der Selbständigen aus Wutach-Lembach
„Das Handwerk ist in Dörfern und Städten Teil einer lange gewachsenen Struktur. Deswegen darf es nicht durch Wohnraum verdrängt werden. Betriebe gehören in die Innenstädte, um Versorgung und Erreichbarkeit sicherzustellen. Die Politik muss Funktionsvielfalt, Nutzungsmischung und Gewerbeflächenversorgung im Blick haben. Bestimmte Vorgaben erschweren den Betrieben ihre Arbeit. Handwerk muss Aufträge ohne Einschränkungen wie Anwohnerparken ausführen können. Handwerksgerechte Lade- und Servicezonen gehören dazu.“