Maschinen in einer Werkstatt der Bildungsakademie Singen.
HWK KN

AusbildungWenn der Azubi häufig fehlt

Der Ärger ist erstmal groß, wenn der Auszubildende wieder nicht zur Ausbildung erscheint. Doch was steckt hinter häufigen Fehlzeiten von Azubis?

Wie ist die Ausgangslage?

Nach der Pandemie hätten die Krankheitstage insgesamt zugenommen, sagt Expertin Katrin Renn, Coachin, Mediatorin und Dozentin der AEVO. Psychische Erkrankungen ständen laut Fehlzeitenreport als Ursache mittlerweile an dritter Stelle. Jüngere Menschen hätten danach mehr Krankmeldungen mit kurzer Krankheitsdauer. „Häufig sind junge Leute unsicher, ob sie nach dem geregelten Schulalltag alles richtig machen. Die Ausbildung ist ein Lebenseinschnitt, der mit viel Verunsicherung einhergeht“, sagt Renn. Die Azubis seien in einem Alter, in dem sie sehr sensibel seien. Plötzlich müssten sie Verantwortung übernehmen und stünden unter Erfolgsdruck.

Als Ursachen für das Fehlen nennen die Ausbildungs-Expertinnen der Handwerkskammer Katja Haid und Alexandra Hagen-Ettl mehrere Gründe: Der Azubi kann körperliche oder psychische Beschwerden haben oder Probleme in der Familie, im Betrieb oder der Berufsschule. Es lohne sich herauszufinden, wo die Probleme liegen – ob der Auszubildende über- oder unterfordert sei, ob es Probleme im Team gäbe oder die Führung fehle.
 

Wie sprechen Verantwortliche das Thema an?

Ein sensibler Umgang mit dem Thema kann zu einer guten Lösung für alle beteiligten Seiten führen. „Dabei kommt es auf den richtigen Ton an“, rät Renn. „Man sollte die eigene Haltung überdenken. Eine wohlwollende Atmosphäre und ein ergebnisoffenes Gespräch sind wichtig.“ Sie verstehe aber, dass das Verständnis bei den Betrieben mit der Zeit nachlasse. Den Auszubildenden zu zeigen, dass sie ein wichtiger Teil des Teams sind, das könne ebenfalls helfen. Katja Haid von der Handwerkskammer rät zu einem vertraulichen Rückkehrgespräch unter vier Augen.
 

Wie gehen Betriebe mit dem Thema um?

Die Expertinnen der Handwerkskammer raten den Betrieben, alle Fehlzeiten zu dokumentieren und ob sie im Betrieb, in der Berufsschule oder in der Üba anfallen. „Das hilft bei der Analyse der Ursachen“, sagt Katja Haid. Verpasste Ausbildungsinhalte sollten zeitnah nachgeholt, der Ausbildungsplan angepasst werden. Unterstützung gäbe es durch Nachhilfe (AsA flex). „Damit es nicht soweit kommt, sollte Zeit für den Austausch mit den Auszubildenden sein.“