Malermeisterin Jennifer KöpflerBetriebsgründung mit Kindern? Auf jeden Fall!
Den Kindern Frühstück machen, sie in die Schule bringen, dann ab zur Arbeit: So beginnt auch der Tag von Zweifach-Mama Jennifer Köpfler. Mit einem Nine-to-five-Job hat ihr Alltag jedoch wenig zu tun. Die 36-Jährige hat 2019 ihren eigenen Malermeisterbetrieb gegründet und schafft als Solo-Selbstständige einen für sich perfekten Spagat zwischen Familie und Beruf.
„Nach einem Vormittag auf der Baustelle bin ich meistens eineinhalb bis zwei Stunden daheim und kümmere mich um die Kinder. Manchmal bleibe ich auch am Nachmittag zu Hause und nehme an Schulevents teil. Ich teile meine Zeit frei ein. Baustellenbesichtigungen, Kundenberatung und die Vorbereitung erledige ich meist am Abend“, so Köpfler.
Meisterschule in Waldshut
Für die Malermeisterin aus Küssaberg, die 2019 ihren Meister an der Bildungsakademie Waldshut gemacht hat, war die Gründung ein Glücksfall. Nach den Geburten ihrer zwei Söhne, die inzwischen neun und zwölf Jahre alt sind, ließ sich das Familienleben nicht mit einer Vollzeitstelle als angestellte Malerin vereinbaren. Köpfler nahm Jobs in verschiedenen Sparten an, kochte unter anderem in einer Kantine.
„Ich habe dann wieder versucht, als Malerin drei Tage die Woche zu arbeiten. Aber auch das war zu kompliziert. Täglich um sieben Uhr morgens auf der Baustelle zu stehen, ging einfach nicht. Ich wollte auch keinen Chef mehr vor der Nase habe. 2018 habe ich mich deshalb an der Meisterschule angemeldet“, erzählt Köpfler.
Start mit Rückenwind
Ihr Weg war damit vorgezeichnet. Mithilfe des Existenzgründerzuschusses der Agentur für Arbeit wagte die Malermeisterin im November 2019 den Schritt in die Selbstständigkeit: „Bei der Gründung war die größte Hürde der Papierkram. Man muss auf jedes Detail achten. Ich habe mich auch bewusst dafür entschieden, den Businessplan selbst zu schreiben. Zum Schluss war ich dann einen Tag im Starter-Center der Handwerkskammer Konstanz für die Eintragung. Wenn man Unterstützung hat, fällt einem alles leichter“, so Köpfler.
Die Familie zieht mit
Ein gutes Umfeld ist für die Betriebsinhaberin das A und O – nicht nur im Gründungsprozess. Neben Organisationstalent und Flexibilität ist der Support der Familie für Köpfler essenziell für eine Selbstständigkeit: „Mein Partner, meine Kinder und Freunde haben mich dabei immer unterstützt. Mein Großer kann bereits kochen, Wäsche waschen und backen. Die Kinder werden automatisch selbstständiger.“
Auch die Ausbildung im Betrieb ist Familiensache. Ab September fängt ihr Bruder bei ihr die Lehre zum Maler und Lackierer an. Bereits im Sommer zuvor absolvierte er im Malerbetrieb Jenny Köpfler ein Praktikum. „Darauf freue ich mich sehr. Ich bin aktuell noch ein bisschen vorsichtig, Mitarbeiter einzustellen, da eine große Verantwortung damit einhergeht. Ich kann es mir aber gut vorstellen, gerade beim Fachkräftemangel im Handwerk, auch in der Zukunft eigene Leute auszubilden“, so Köpfler.
Erfahrung mit der Ausbildung von Schülern hat die Malerin und Lackiererin bereits: Der Bildungsakademie Waldshut blieb sie nach ihrer Meisterprüfung als Dozentin erhalten. Aktuell kann sie, aufgrund des florierenden Betriebs, nur noch Vertretungsjobs annehmen. „Ich habe mich dafür entschieden, dass ich die Energie in mein Geschäft stecke“, so Köpfler. Eine Entscheidung, die sich für sie und ihre Familie auszahlt. Denn so bleibt der Zweifach-Mama genug Zeit für die wichtigsten Personen in ihrem Leben – und für den einjährigen Mischlingshund, der mittlerweile ebenfalls zur Familie gehört.
Hintergrund: Frauen als Betriebsgründerinnen
Im Gebiet der Handwerkskammer Konstanz sind aktuell 3.018 Frauen als Betriebsinhaberinnen eingetragen. Damit wird fast jeder vierte Handwerksbetrieb von einer Frau geführt (23 Prozent). Die beliebtesten Berufe sind Kosmetikerin mit 843 Eintragungen, Friseurin mit 791 Eintragungen und Fotografin mit 202 Eintragungen.
Bei Fragen zur Betriebsgründung hilft das Starter-Center der Handwerkskammer Konstanz weiter.