Nationaler BildungsberichtFrühe Förderung gefordert
Der kürzlich veröffentlichte nationale Bildungsbericht hat erneut aufgedeckt, was ohnehin offensichtlich ist: Der Bildungserfolg in Deutschland hängt maßgeblich von der sozialen Herkunft ab. Und: Die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss nimmt weiter zu und befindet sich auf Rekordniveau.
Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, fordert ein rasches Handeln der Verantwortlichen in Land und Bund.
„Wir können es uns nicht leisten, Ressourcen brachliegen zu lassen. Jede Hand wird künftig gebraucht, ob in Handwerk, Pflege oder in anderen Wirtschaftsbereichen“, so Rottler.
Die Wirtschaft könne allerdings nicht das ausgleichen, was in den ersten Lebensjahren und in der Schule verpasst worden sei.
Schon bei den Kleinsten müsse auf Bildung geachtet werden. „Wenn Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen und anderen fehlenden Schlüsselkompetenzen in die Grundschule kommen, ist das ein denkbar schlechter Start für deren künftige Bildungslaufbahn. Je früher Förderbedarf erkannt wird, desto erfolgreicher kann man diesen auch angehen“, betont der Kammerpräsident und fordert unter anderem ein verpflichtendes Kindergartenjahr für alle.
Auch in der Berufsorientierung an Schulen gebe es noch Luft nach oben. „Wer frühzeitig über Karrieremöglichkeiten informiert wird und sich praktisch ausprobieren kann, hat auch ein klareres Bild, was dafür schulisch notwendig ist. Ich bin davon überzeugt, dass dadurch eine ganz andere Motivation bei den Jugendlichen entsteht, die Schule zu einem guten Ende zu führen“, ist sich Rottler sicher, der die steigenden Schulabbrüche mit Sorge betrachtet.
Gerade im Handwerk gebe es für eher praktisch begabte junge Menschen interessante Perspektiven. „Nicht jeder ist fürs Studium geeignet, und auch in Gymnasien schlummern viele praktische Talente. Die Praktikumsangebote in allen Schularten müssen weiter ausgebaut werden. Für schwächere Jugendliche brauchen wir schon in der Schule mehr Förderungen, damit der Übergang in den Beruf gelingt. Grundfertigkeiten müssen da sein, bevor eine Ausbildung beginnt“, fordert Rottler. Das dafür notwendige Geld sei eine wichtige Investition in die Zukunft des Landes.
Hintergrund: Der nationale Bildungsbericht
Der nationale Bildungsbericht informiert im Zweijahresrhythmus über den Stand und die aktuellen Herausforderungen im Bildungssystem Deutschlands. Auftraggeber sind die Kultusministerkonferenz (KMK) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Der aktuelle Bericht zeigt unter anderem einen deutlichen Mangel an qualifiziertem Personal in den Kitas und Schulen auf. Außerdem seien die finanziellen Ressourcen für die Bildung nicht ausreichend. Vor allem im Bereich der Digitalisierung an Schulen gebe es Nachholbedarf. Eine besonders große Herausforderung stellt der unterschiedliche Zugang zu Bildung dar: So entscheidet die soziale und regionale Herkunft nach wie vor maßgeblich über den Bildungserfolg von jungen Menschen.