AusbildungsstartRund 1.500 neue Auszubildende im Handwerk der Region
Zum neuen Ausbildungsjahr starten 1.452 Auszubildende in den fünf Landkreisen des Kammerbezirks Konstanz eine Karriere im Handwerk (Stichtag 26.08.2022). Das sind das rund 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr, wobei nach wie vor noch Verträge bei der Handwerkskammer eingehen. Insgesamt befinden sich damit aktuell 4.261 junge Menschen in der Region in einer handwerklichen Ausbildung.
Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sei hoch, wie Handwerkskammerpräsident Werner Rottler berichtet – und das trotz konjunktureller Unsicherheiten. „Über 320 offene Lehrstellen sind aktuell noch in unserer Online-Lehrstellenbörse gemeldet. Auch Spätentschlossene haben über den September hinaus noch die Chance auf einen interessanten Ausbildungsplatz“, betont er.
Dass noch nicht alle offenen Stellen besetzt sind und die Zahlen unter dem des Vorjahres liegen, bereitet dem Handwerkskammerpräsidenten Sorgen. „Die Aufgaben für das Handwerk, auch mit Blick auf die Energiewende, sind riesig. Wir brauchen dringend Fachkräfte, die qualifiziert beraten, Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen installieren, Häuser dämmen oder Ladesäulen montieren können.“ Rottler hofft, dass sich in den kommenden Tagen und Wochen noch etwas tut und weitere Ausbildungsplätze besetzt werden.
Der Azubimangel zeige sich nicht nur im Handwerk, sondern ziehe sich durch fast alle Branchen durch, gibt Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, zu bedenken. Dass der einzige Grund hierfür der Run auf die Hochschulen ist, glaubt er indes nicht: „Auch hier steigen die Zahlen längst nicht mehr so stark an. Sicher spielt der allgemeine demografische Wandel eine gewisse Rolle. Viele Jugendliche scheinen aber momentan einfach orientierungslos zu sein. Sie warten erst einmal ab, reisen oder ziehen einen weiteren schulischen Weg einer unklaren beruflichen Perspektive vor, so unser Eindruck“, sagt Georg Hiltner.
Der Berufsorientierung käme daher eine immer wichtigere Bedeutung zu. „Wir werden unsere Bemühungen hier weiter verstärkten, gehen mit Teams in Schulen, auf Messen und beraten auch gerne individuell, wenn Fragen zur Berufswahl oder den Karrierechancen im Handwerk im Raum stehen“, betonen Werner Rottler und Georg Hiltner unisono.
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass Jugendliche tatsächlich verunsichert sind. Danach geben 53 Prozent der befragten Jugendlichen an, zwar genügend Informationen zum Thema Berufswahl vorzufinden, aber Schwierigkeiten zu haben, sich innerhalb der Fülle an Angeboten zurecht zu finden. Gleichzeitig wird deutlich, dass Eltern und Lehrkräfte immer noch die wichtigsten Unterstützer in Sachen Berufsorientierung sind. Und aller Digitalisierung zum Trotz bevorzugen Jugendliche die Beratung durch echte Menschen. Online-Tools und Social-Media-Kanäle rangieren laut Studie auf den hinteren Rängen.