
Die indonesischen Auszubildenden Rizki Maulana, Agil Prastiyo, Erni Wulandari und Fitri Sugiarti (von links) sind durch ihre freundliche Art ein echter Gewinn hinter der Verkaufstheke der Metzgerei Haller in Schwenningen, wie Juniorchefin Stefanie Leibinger (rechts) betont.
FachkräftesicherungInternationale Auszubildende
Sie brauchen dringend Auszubildende, werden aber über die bisherigen Maßnahmen und üblichen Kanäle einfach nicht fündig? Dann lohnt es sich vielleicht, den Blick ins Ausland schweifen zu lassen. Schließlich ist das deutsche, duale Ausbildungsmodell weltweit hoch angesehen und das Interesse daran im Ausland auch entsprechend hoch.
Wer vermittelt Auszubildende aus dem Ausland?
Häufig kommt der Kontakt zu jungen Menschen im Ausland, die einen Ausbildungsplatz in der BRD suchen, über Bekannte dieser Menschen zustande, die sich bereits hier aufhalten. Oder die Ausbildungssuchenden aus dem Ausland schreiben selbst Bewerbungen an einheimische Betriebe. Darüber hinaus gibt es bereits Einwanderungsprojekte in Baden-Württemberg, die junge Menschen aus bestimmten Ländern auf eine Ausbildung in Deutschland vorbereiten und auf ihrem Weg begleiten.
Wie funktioniert die Einwanderung in Ausbildung?
Am einfachsten ist die Einwanderung in die duale Ausbildung für Personen aus den EU-Staaten. Hier ist kein Visa-Verfahren nötig, der deutsche Ausbildungsplatzmarkt steht jedem EU-Bürger offen.
Einwanderung aus Drittstaaten
Wer aus einem Staat außerhalb der EU einwandern will, muss sich an die deutsche Auslandsvertretung (Botschaft/Konsulat) im Herkunftsland des Bewerbers wenden und dort ein Visa-Verfahren durchlaufen.
Die Voraussetzungen für die Einwanderung in Ausbildung aus Drittstaaten sind:
- Ein bereits geschlossener Ausbildungsvertrag oder ein konkretes Angebot mit einer diesbezüglichen Absichtserklärung
- Deutsch auf Sprachniveau B1 (wir empfehlen: B2)
- Der künftige Auszubildende muss seinen Lebensunterhalt mit der Ausbildungsvergütung decken können (ca. 1.000 € netto/Monat)
Diese Voraussetzungen müssen bei der Botschaft nachgewiesen werden. Bitte beachten Sie, dass die Terminvergabe bei jeder Botschaft unterschiedlich ist und Sie teilweise mit Wartezeiten von 6 bis 12 Monaten rechnen müssen. Ist das Visum erteilt, kann eingereist werden. Nach der Einreise muss das erteilte Visum bei der Ausländerbehörde in Deutschland in eine Aufenthaltserlaubnis getauscht werden.
Wie Ausbildungsbetriebe unterstützen können
Für einen Azubi aus dem Ausland ist in Deutschland erst einmal alles neu, und das Einleben ohne weitere Betreuung kann schwierig werden – im Zweifel muss der Ausbildungsbetrieb diese Betreuung übernehmen und deutlich mehr Zeit und Geld investieren als für einen einheimischen Azubi.
Praktische Hilfestellungen sind häufig nötig bei
- bürokratischen Angelegenheiten: Anmeldung bei der zuständigen Stadt/Gemeinde, Kontakt zur Ausländerbehörde u.a. wegen Tausch Visum gegen Aufenthaltserlaubnis, Anmeldung Strom/Müll/evtl. Auto, evtl. Umschreibung Führerschein, Steuer, Anmeldung Sozialversicherung, Gesundheitssystem (Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen o.ä.), GEZ usw.
- alltäglichen Dingen: Eröffnung eines Bankkontos, Schluss eines Mietvertrages, Nebenkostenabrechnung, Nutzung des ÖPNV zur allgemeinen Fortbewegung aber auch für den Weg zur Arbeit oder zur Berufsschule, Mülltrennung, Hausarzt, Zahnarzt, Blockunterricht, Sprachkurse, Nachhilfe usw.
- Integration: Was ist ein (Sport-)Verein, was für öffentliche (kulturelle) Angebote gibt es (bspw. Theater, Stadtbibliothek, Lauftreff, VHS usw.), wo kann ich mich über solche informieren (Stadtanzeiger, Zeitung usw.), wo kann ich Menschen kennenlernen usw.
Unserer Erfahrung nach laufen solche Eingewöhnungsprozesse am besten, wenn ein anderer Azubi oder Geselle die Patenschaft für den eingewanderten Kollegen übernimmt.
Setzen Sie auf etablierte Einwanderungsprojekte
Bei Bewerbungen aus dem Ausland ist Vorsicht geboten. Wir beobachten einerseits, dass Ausbildungsverträge von ausländischen Azubis schnell wieder gelöst werden und die jungen Menschen dann der Meinung sind, ihnen stünde dennoch der komplette deutsche Arbeitsmarkt offen, was nicht der Fall ist.
Andererseits ist bekannt, dass es Vermittlungsagenturen gibt, die jungen Menschen bezüglich der deutschen dualen Ausbildung große Versprechungen machen – sich dafür aber regelmäßig von den Familien mit bis zu fünfstelligen Summen bezahlen lassen. Diese Azubis stehen dann unter enormem Druck – denn zuhause hat sich oft die komplette Familie verschuldet und ist auf die Unterstützung aus Deutschland dann angewiesen.
Wir empfehlen deshalb vor allem auf bereits existierende Einwanderungsprojekte mit vertrauenswürdigen Strukturen und Unterstützungsangeboten hier in der BRD zurückzugreifen. Das entlastet Sie als ausbildenden Betrieb, den neu eingewanderten Azubi und gibt Sicherheit.
Unterstützung der Handwerkskammer
Die Handwerkskammer Konstanz beteiligt sich an einem Projekt der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg, das Auszubildende aus Indonesien rekrutiert.
Zugewanderte Auszubildende werden in den ersten Monaten der Ausbildung von Baris Abak unterstützt. Zu migrationsrechtlichen Fragestellungen berät Ines Rimmele.